Druckindustrie: Auswüchse bei Auftragsvergabe

"Missbrauch großer Marktmacht"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Der Verband Druck und Medien Bayern kritisiert die Geschäftspraktiken internationaler Einkaufsagenturen, die im Auftrag deutscher Großkonzerne Druckaufträge ausschreiben und vergeben.

Der Verband stehe ganz klar hinter einer Preisbildung im Wettbewerb, heißt es vorab in einer entsprechenden Stellungnahme. Allerdings müsse dieser Wettbewerb fair geführt werden. "Die Mittel, wie sie vor allem nach angelsächsischem Vorbild geprägte Einkaufsagenturen für ihre Auftraggeber zunehmend verwenden, verdienen dieses Etikett eindeutig nicht", betont Holger Busch, geschäftsführender Vorstand des bayerischen Branchenverbands (VDMB).

Der Verband stößt sich dabei nicht an dem grundsätzlichen Verfahren, sondern an den Auswüchsen: Große Auftraggeber und Konzerne würden sich oft so genannter Einkaufsagenturen bedienen, um ihre Aufträge möglichst wirtschaftlich im Markt zu platzieren. Druckereien würden dabei im Gegenzug auf der Grundlage einer Vielzahl vorgegebener Parameter wie Auflage und Ausstattung präzise Kalkulationen für die Auftragsdurchführung errechnen - die sie dann über entsprechende Auktionsplattformen im Internet als Angebote eingeben. Das, so der Verband, sorge für Preistransparenz und vereinfache die Auftragsvergabe.

Problematisch werde der Prozess jedoch, wenn gleich mehrere Dutzende Druckereien aufgefordert würden, umfangreiche und aufwändige Angebote abzugeben. Dem Verband liege eine konkrete Ausschreibung vor, die an mindestens 124 Empfänger von Druckereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschickt worden sei. In der Ausschreibung würden detaillierte Angaben für 26 Produktkategorien mit 1.600 Produkten abgefragt – insgesamt 14.400 Einzelpositionen. Die Gesamtkosten der Druckbranche für die Teilnahme allein an dieser einen Ausschreibung könnten sich auf über eine halbe Million Euro belaufen, schätzt der Verband.

"Leider ist dies kein Einzelfall", so Busch. Ein solches Verfahren sei mit Preistransparenz nicht mehr zu rechtfertigen, weil es jeder Druckerei einen erheblichen Aufwand für die Angebotserstellung abverlange - ohne dass sie weiß, dass die Chancen für die Auftragserteilung bei der Vielzahl der angeschriebenen Anbieter eher marginal sind. "Das ist betriebswirtschaftlich unverantwortlich und volkswirtschaftlich kontraproduktiv. Und am Ende schaden sich die Auftraggeber selbst, wenn sich leistungsstarke und zuverlässige Druckereien an solchen Ausschreibungen nicht mehr beteiligen." Der VDMB fordert Mitgliedsunternehmen auf, solche Auswüchse bei ihren Verbänden zu melden.