"Aus der trüben Ecke herausholen"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Wer Religion nur als Pflichtsortiment nebenherlaufen lässt, verschenkt interessante Chancen. Eine Verflechtung mit verwandten Warengruppen, ansprechende Dekoration und einfallsreiche Aktionen verführen stöbernde Kunden, meint Solvey Munk von Umbreit.

Brauchen allgemeine Sortimente überhaupt noch gut bestückte Religionsabteilungen? Oder hat sich diese lange Jahre nicht nur von konfessionellen Buchhandlungen erfolgreich besetzte Nische überholt? Es ist doch offensichtlich, dass viele − insbesondere auch wieder junge Menschen − eine große Sehnsucht nach Religion und Glauben haben, wie nicht nur die Kirchentage mit ihren enormen Besucherzahlen zeigen.

Um diese Entwicklungen im allgemeinen Sortiment aufzugreifen, sollte die Warengruppe weder in den hinteren Ecken der Buchhandlung liegen noch von verwandten Warengruppen und Themen getrennt präsentiert werden. Denn die Grenzen zwischen Religion, Ethik, Lebensbewältigung, Lebenshilfe und Esoterik sind fließend. Der Bedarf an Hilfestellungen für den Alltag wächst immer weiter. Es bietet sich geradezu an, diese Warengruppen eng miteinander zu verflechten und ihre wechselseitige und animierende Wirkung zu nutzen. So wird das Thema Religion weniger auf entsprechende konfessionelle Institutionen verengt, sondern vielmehr stärker auf die spirituellen Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet.

Für religiöse Bücher gelten die gleichen Anforderungen wie für alle anderen Warengruppen in einer Buchhandlung: Neben der kompetenten Titel- und gezielten Themenauswahl ist eine moderne Präsentation, die die Kunden punktgenau anspricht, unerlässlich. Oft wirken die religiösen Ecken in den Buchhandlungen einfach nur verstaubt. Auch diese Warengruppen sind gekonnt in Szene zu setzen, um Emotionen zu wecken. Die stöbernden Kunden wollen mitten im Leben abgeholt werden, und nicht irgendwo ganz hinten. Statt der schrumpfenden Zahl der Priester und Pastoralreferenten, die vor allem Fachliteratur gesucht haben, wollen sich heute zunehmend Laien in Glaubensdingen "aufschlauen", andere suchen Lebenshilfe. So wird die Nachfrage in diesem Segment allgemeiner und geht vom Fachbuch zum populären Sachbuch und Ratgeber.

Warum sollte man sich also die Chance, "suchende" Kunden zu Käufern zu machen, entgehen lassen? Warum sollte Religion spürbar nur als Pflichtsortiment nebenherlaufen? Neue Titel hervorheben, Neugier wecken und klare Orientierungshilfen geben, sodass die Kunden sich zurechtfinden und Lust auf mehr bekommen − das sollte die Maxime sein.

Eine zum Stöbern verleitende Dekoration ist auch für diese Warengruppen unabdingbar. Nicht umsonst führen wir beim Barsortiment Umbreit neben einem großen religiösen Buchsortiment auch viele christliche Non-Books, die ein schönes Ambiente schaffen und die Kauflust anregen.

Aktionen, die die Kombination der artverwandten Themen und Produkte aufnehmen, sind eine wichtige Voraussetzung für Erfolg. Anlässe sollten sich nicht nur auf Kommunion und Konfirmation beschränken. Meldungen aus Fernsehen und Tagespresse können Impulse geben: Wie wäre es mit einer Aktion zu aktuellen Papst­reisen, zu Todes- und Geburtstagen wichtiger Kirchenmänner? Oder damit, Biografien und Autobiografien der Päpste und bekannterer kirchlicher Würdenträger in den Mittelpunkt zu stellen, ein Schaufenster zu Kirchen- und Katholikentagen zu gestalten wie zu Ostern und Weihnachten?

Viele Kombinationen mit Sachbüchern, Biografien und anderen Titeln sind möglich. Die Warengruppe Religion muss aus der oft eher traurigen und trüben Ecke herausgeholt und mit Farbe und Fröhlichkeit präsentiert werden. Sie soll die Lust am Leben ausstrahlen, die ja ein wichtiger Teil des Glaubens ist.