ProtoType 2013

Ein Marktplatz ist keine Insel: nextBookstop

20. Juli 2015
von Börsenblatt
E-Commerce-Konzepte der alten Schule geraten an ihre Grenzen: Weil sie sich nicht auf die wachsende Gruppe der mobilen Webnutzer einstellen  – oder diese in proprietäre Shopwelten zwingen. Innerhalb von Prototype hat eine Gruppe von Buchhändlern, Beratern und Studenten jetzt eine Alternative entwickelt, zunächst auf Papier. 
Allerorten ziehen Menschen Smartphones aus der Tasche – doch der Buchhandel verharrt weiter in der PC-Zeit: Bislang schaffen es nur wenige, ihren Kunden einen Webshop anzubieten, der sich nicht nur am Schreibtisch, sondern auch mobil komfortabel nutzen lässt. Amazon, Weltbild und Hugendubel gelingt das, auch Osiander … kleineren Sortimenten aber lediglich im Ausnahmefall. „Die Dienstleister, die ihnen Shop-Lösungen andienen, haben da eine Chance noch nicht genutzt“, meint  Verleger Helmut Stadeler (Verlag Bussert & Stadeler), und manch anderer auch. Und nun?

Kleinere Sortimenter werden kaum das Know-how und die Ressourcen bezahlen können, um im Alleingang etwas zu unternehmen. Aus dieser Überlegung heraus entstand innerhalb von Prototype, der Innovations-Initiative des Börsenvereins, die Idee für nextBookstop – eine Plattform, die für Kunden das Maximum möglich machen und zugleich dem kleineren Sortiment helfen soll, in vollem Umfang Multichannel-Commerce zu betreiben. Im Moment jedoch erst einmal nur auf dem Papier: „Wir finden es spannend dabei zu helfen, eine Brücke zwischen analoger und digitaler Welt zu bauen, den ‚missing link‘ zu finden und zu gestalten“, sagt das sechsköpfige Team hinter nextBookstop. Ihr Ziel sei es, das Profil von Buchhandlungen digital sichtbar zu machen, damit die Grenzen zwischen den einzelnen Kanälen (stationär, PC, mobil) verwischen.

Mobiles Einkaufen, Lesen und Über-Bücher-reden als Selbstverständlichkeit  

Seit März, als bei der Leipziger Buchmesse der Startschuss für die Prototype-Runde 2013 fiel, arbeiten sie an ihrem Konzept, bei den Buchtagen präsentierten sie erste Ergebnisse – und bei der Zukunftskonferenz im 12./13. September in Frankfurt ziehen sie Bilanz.

Helmut Stadeler (siehe Foto), der sich bei den Buchtagen über den Fortgang der Dinge informierte, hält die Idee schon jetzt für praxistauglich. „Sie passt gut zu dem Plan, das stationäre Sortiment zu stärken“, betont er. Stadelers Interesse gilt vor allem der Tatsache, dass die mobile Komponente im Konzept nicht nur als nettes Ad-on begriffen wird, sondern als Standardfunktion. „Das finde ich hochspannend, weil es ein völlig neuer Ansatz ist.“ Er werde mit den Projektteilnehmern sicher noch einmal Kontakt aufnehmen. „Wir wollen im Landesverband (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen; a.d.R.) prüfen, inwieweit eine solche Shop-Lösung für unsere Mitgliedsbuchhandlungen sinnvoll sein könnte.“

Offen, dynamisch: Eine Plattform für alle

nextBookstop ist angelegt als Marktplatz, auf dem Leser alles finden (sollen): gedruckte Bücher, E-Books in unterschiedlichen Formaten, Hörbücher zum Download (u.a.). Das Konzept sieht ein Empfehlungssystem vor, die Option zur semantischen Suche, Lieferbarkeitsinformationen, Autoren-Lesungen, Informationen zu Händlern vor Ort und ihren Veranstaltungen, ein digitales Bücherregal und eine App zum mobilen Einkaufen und Lesen. Das nextBookstop-Team meint: „Einzigartig an dieser App ist der Anspruch, eine ganzheitliche, offene und dynamische Alternative zu den derzeit verfügbaren Insellösungen zu bieten.“        

Wer Interesse hat, sich an der Konkretisierung von nextBookstop zu beteiligen, weitere Ideen einbringen oder dem Projekt beim Sprung in die Praxis helfen will: Ein Kontakt zum Entwicklerteam ist via book-stop.net möglich.