Ratgebermarkt

30 Euro für zehn Jahre Erfahrung - und ein Jahr Arbeit

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die beste Methode für beruflichen und persönlichen Erfolg ist die Lektüre eines guten Buches. Das weiß heute aber nicht mehr jeder. Und deshalb gehören die Leistungsmerkmale der Bücher ins Blickfeld gerückt. Mit allen Mitteln, überall. Meint Wolfgang Hanfstein.

Es liegt wohl nicht am Steak, wenn jemand mehrere Millionen für ein Essen mit Warren Buffet auf den Tisch legt. Eher geht es darum, das Sozialprestige aufzumöbeln. Solche Aktionen zeigen aber auch, wie begehrt herausragende Personen als Gesprächspartner sind. Es geht darum, von den Besten zu lernen, etwas vom Spirit außergewöhnlicher Menschen zu erhaschen. »Wie wurden Sie erfolgreich? Wie führen Sie Ihr Unternehmen? Wo haben Sie Ihre Ideen her?« Es ist eine kleine Sensation, dass es solche »Gespräche« auch fast für lau gibt. Für gerade mal 30 Euro. Als Buch.

»Ich bedanke mich bei meinen Kindern, dass sie ihren Vater die letzten Monate so tapfer entbehrt haben. Ich bedanke mich bei meiner Frau, die mir über ein Jahr lang den Rücken freigehalten hat. Und ich bedanke mich bei meinen Kollegen, die mich über Monate unterstützt und angespornt haben. Mein Dank gilt auch dem Verlag und ganz besonders meiner Lektorin Lea Meier, die mich in stundenlangen Telefonaten und vielen Treffen behutsam auf den Weg gebracht hat.« So oder ähnlich ist am Ende vieler Business-Bücher zu lesen. Von Autoren, die sich verausgabt haben. Dann liegt das Kondensat ihrer jahrelangen Erfahrung auf dem Tisch. Für den Preis eines Haarschnitts. Um die 30 Euro. Als Buch.

Trotz dieser herausragenden »Performance« verkauft sich auch Business-Literatur nicht mehr von selbst. Denn die Rahmenbedingungen verändern sich rasant. Der Nimbus des Buches als Leitmedium rauscht in den Keller. Heutige Studenten kommen durch das Studium, ohne je ein Buch in der Hand gehabt zu haben. Auch beim jungen Bildungsbürgertum hat eine (kleine) Bücherwand allenfalls dekorativen Charakter. Meist werden Bücher ganz aus der Wohnung verbannt (Staubfänger!). Vor allem aber gilt »Text gegen Geld« zunehmend als irrationales Verhalten einer in die Jahre gekommenen Generation. Dass Text nicht gleich Text ist, dass in einem guten Buch in der Regel viel Hirnschmalz steckt, dieses Wissen droht in Vergessenheit zu geraten.

Deshalb müssen die Buch-­Heroes, wenn sie überhaupt noch stattfinden sollen, mehr denn je inszeniert werden. Durch fachlich fundierte Empfehlungen, auf Websites, Veranstaltungen, in den Social-Media-Kanälen. Noch nicht so verbreitet, aber sehr effektiv sind themenspezifische Online-Magazine. Wir gehen diesen Weg mit unserem Kundenmagazin www.roter-reiter.de. Und sehen Online-Magazine auch für Verlage und Buchhandlungen als gute Möglichkeit, um gezielt Themenfelder zu besetzen. Ob online, offline oder im persönlichen Gespräch, es geht darum, die Bücher und deren »Leis­tungsmerkmale« ins Blickfeld zu rücken. Mit allen Mitteln. Überall.

Der Unterschied zwischen Text und Buch heißt Kompetenz. Kompetenz im Aufbereiten komplexer Inhalte bei den Verlagen. Kompetenz im Bewerten der relevanten Literatur im Sortiment. Und die Kompetenz, zu zeigen was man hat. Zum Beispiel das effektivste Medium für die berufliche und persönliche Entwicklung.