Jahreshauptversammlung des LV Nord

Engere Zusammenarbeit mit anderen Landesverbänden

6. Juli 2015
von Christina Busse
Eine Fusion mit dem Bundesverband ist für den Börsenverein Region Nord, der die Interessen von 447 Unternehmen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vertritt, kein Thema - wohl aber die Prüfung engerer Zusammenarbeit und gar Fusion mit einem anderen Landesverband. Auf der Jahresversammlung am 1. Juni in Hamburg wurde über verbandsbezogene Themen und einen Vortrag des Heidelberger Literaturwissenschaftlers Roland Reuß lebhaft diskutiert.

Unter den Augen kunstvoll geschnitzter Galionsfiguren läutete Verleger Michael Hechinger, Vorsitzender des LV Nord, im Altonaer Regional- und Schifffahrtsmuseum das 68. Mitgliedertreffen ein. Gleich zu Beginn gab Roland Reuß unter dem Motto „Das Buch, die Datei, die Verlage und der lokale Buchhandel“ den versammelten Buchhändlern und Verlegern Stoff zum Nachdenken und für Gespräche. Sein zusammenfassender Überblick über die Entwicklung und Lage der Branche mit Schwerpunkten auf Online-Handel und E-Book mündete unter anderem in ein Plädoyer an den Verband: „Es ist die Aufgabe der Buchbranche, über die Dynamiken, die hinter der aktuellen Entwicklung stecken, und über die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Folgen aufzuklären. Das ist keine technische, sondern eine politische Frage, zu der eine eindeutige Position bezogen werden muss.“ Dem Buchhandel riet er, sich auf seine Stärken zu konzentrieren: „Der Königsweg des Buchhandels liegt in Aufbau und Pflege der Stammkundschaft. Menschen an sich zu binden, geht nur über Bücher, nicht über Dateien.“

Die Hamburger Sortimenterin Andrea Nunne, LV-Nord-Vorstandsmitglied und AkS-Sprecherin, nutzte die Gelegenheit, ihre Kollegen daran zu erinnern, Buchhandlungen auch im Internet Präsenz zeigen und damit den Service für die Kunden verbessern sollten. „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, gut vor Ort zu sein. Doch damit die Kunden bei uns kaufen, müssen wir ihnen auch die Möglichkeit bieten, online zu bestellen. Bisher haben aber nur rund die Hälfte der Buchhandlungen einen Online-Shop, beispielsweise über das Barsortiment“, stellte Nunne fest und wies auf zwei Veranstaltungen unter dem Motto „Buchhandlungen ins Netz“ hin, die der Börsenverein am 28. und 29. August in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern anbietet.

Wie ein roter Faden zog sich ein Thema durch die Jahresversammlung: die vehemente Forderung der Buchhändler nach einer verlässlichen, unabhängigen Datenbank zur Titelrecherche, die mit den Online-Shops der Sortimenter verlinkt werden kann. Torsten Lager, Inhaber der Bücherstube Fuhlsbüttel, sprach für zahlreiche Kollegen, als er Schwachpunkte beim VLB benannte, vor allem die fehlende Information, wenn einzelne Titel nicht mehr lieferbar sind, und rannte damit auch bei Jörg Gerschlauer und Monica Wellmann offene Türen ein. Die beiden Marketingexperten der MVB informierten über die geplante Neuausrichtung von VLB und buchhandel.de und konnten eine Reihe von Anregungen mitnehmen.

Den Erfolg der vor rund zwei Monaten angelaufenen Marketingkampagne „Vorsicht Buch!“ stellte Anne-Mette Noack, die ebenfalls aus Frankfurt angereiste Marketingleiterin des Börsenvereins, vor. „Die Leute sind von den Plakaten begeistert, die Kampagne kommt richtig gut an“, bestätigte der Kieler Buchhändler Wolfgang Erichsen. Rund 1.444 Buchhandlungen und 162 Verlage sind bisher bundesweit dabei – und es können noch mehr werden. „Die Aktion muss sich in den Geschäften wiederfinden!“, appellierte Noack an die Buchbranche, sich noch mehr einzubringen. Ab Juli kann beispielsweise über die Geschäftsstelle des LV Nord das speziell für die Kampagne kreierte „Riesenbuch“ für Aktionen ausgeliehen werden.

 

Die Regularien der Sitzung, wie der Beschluss über Etat und Beitrag 2013, führten zu einem weiteren Hauptpunkt auf der Tagesordnung, der gespannt erwartet wurde: Der Vorstand hatte sich dazu verpflichtet zu prüfen, ob der Weg, den der Landesverband Nordrhein-Westfalen in 2011 gegangen war, für den Norden ebenfalls in Frage käme. Vorsitzender Michael Hechinger äußerte sich eindeutig: „Eine Fusion mit dem Bundesverband ist für unsere Region keine Option.“ Der Landesverband will sein Engagement in der Leseförderung (12.000 Euro sind für 2013 budgetiert), in der Unterstützung von Ausbildung und seinen Mitgliederservice - „dafür werden wir von unseren Mitgliedern außerordentlich gelobt“, so Hechinger – in bewährter Weise fortführen. Nötige Kostensenkungen sollen über „kreativere und aktivere Möglichkeiten“ erreicht werden. Priorität hat dabei die Kooperation mit weiteren Landesverbänden. „Es ist unser Ziel als Vorstand, Ihnen 2014 konkrete und durchdachte Wege vorzuschlagen“, versprach Hechinger, bevor die fast fünfstündige Versammlung beim geselligen Abendessen ausklingen konnte.