Weltweite Lesung für chinesischen Dissidenten

Freilassung von Li Bifeng gefordert

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Das internationale literaturfestival berlin (ilb) ruft zu einer weltweiten Lesung am 4. Juni für den chinesischen Untergrundpoeten Li Bifeng auf. Von der chinesischen Regierung wird in einem Appell die Freilassung des vor zwei Jahren erneut inhaftierten Aktivisten gefordert.

Der Demokratieverfechter Li Bifeng verfasste 1998, fährt die ilb-Presseinformation fort, einen Bericht über die mutige Sitzblockade einer Gruppe von Textilarbeitern auf einer chinesischen Autobahn und spielte diesen Menschenrechtsorganisationen im Ausland zu. Bereits 1989, nachdem er sich an der Protestaktion auf dem Platz des Himmlischen Friedens beteiligt und sich ein halbes Jahr auf der Flucht befunden hatte, wurde er gefasst und wegen "Wirtschaftskriminalität" zwölf Jahre lang inhaftiert. Im November 2012 wurde er ohne plausiblen Grund, ohne Beweismittel und trotz weltweiter Proteste erneut zu weiteren zwölf Jahren Haft verurteilt. Die Behörden verdächtigen ihn, fasst die ilb zusammen, seinem Freund, dem Schriftsteller Liao Yiwu, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2012, im Jahr zuvor bei seiner Flucht nach Deutschland geholfen zu haben.

Zum Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vom 4. Juni 1989 initiieren die Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik und das internationale literaturfestival berlin jetzt eine weltweite Lesung für Li Bifeng. Nach einer kurzen Einführung in Lis Werk und Biografie werden Auszüge aus seinen Gedichten, Prosatexten und einem Interview gelesen, das Liao Yiwu 2005 mit ihm geführt und in seinem Buch "Die Kugel und das Opium" (Fischer Verlag 2012) veröffentlicht hat.

Die Weltweite Lesung für Li Bifeng in Berlin findet am 4. Juni, um 19 Uhr im Kinosaal des Martin-Gropius-Bau statt. Frank Arnold liest, das Gespräch zwischen Liao Yiwu und Peter Schneider moderiert Ulrich Schreiber. Der Eintirtt ist frei.
Künstler und Intellektuelle, Schulen und Universitäten sowie andere Kulturinstitutionen weltweit werden aufgerufen, sich mit eigenen Lesungen an der Solidaritätsaktion zu beteiligen.

Dem Aufruf des ilb haben sich bisher unter anderem Ai Weiwei, Wolf und Pamela Biermann, Yasmine El Rashidi, Elfriede Jelinek, Liao Yiwu, Herta Müller, Salman Rushdie, Ha Jin, Peter Stephan Jungk und über 250 weitere AutorInnen aus aller Welt angeschlossen. Die Namen weiterer Unterzeichner finden Sie auf www.worldwide-reading.com