Jahreshauptversammlung des LV Berlin-Brandenburg

Kleine Wahlen, Buchmarketing und Buy Local

20. Juli 2015
von Holger Heimann
Die Jahreshauptversammlung des Landesverbands Berlin-Brandenburg im Börsenverein fand am 15. Mai im Berliner Magnus-Haus statt. Neben Jahresbericht und "Kleinen Wahlen", wurde über das Buchmarketing ("Vorsicht Buch!")  und die Initiative "Buy Local" informiert.

"Wo sind die Buchhändler?" So wurde am gestern bei der Jahreshauptversammlung des Landesverbands Berlin-Brandenburg gleich zweimal gefragt. Und recht deutlich transportierte die Frage weit mehr als nur Neugier; unverhohlen schwang in ihr auch eine ganze Menge Unmut mit.

Der Reihe nach: Margrit Starick, die gemeinsam mit Christiane Schulz-Rother den Landesverband weiter schwungvoll führt, beklagte ein verbreitetes Desinteresse an den Veranstaltungen der Reihe "Buchhandlung trifft Verlag", im Rahmen derer zuletzt die Dorotheenstädtische Buchhandlung Gastgeber des Erfahrungsaustausches beider Sparten war. Beinah wütend konstatierte sie: "Ohne die Arbeit des Verbandes würden einige Mitglieder nicht mehr existieren." Mehr Engagement wünscht sich auch Anne-Mette Noack, die beim Börsenverein in Frankfurt maßgeblich mitverantwortlich ist für die Kampagne "Vorsicht Buch!" Auch sie äußerte Unverständnis über die Zurückhaltung manches Buchhändlers und warb für mehr Teilnahme: "Die Kampagne lebt davon, dass Sie mitmachen."

Von Positivem wurde jedoch auch gesprochen im Magnus-Haus in Mitte, dem schon traditionellen Ort für das Jahrestreffen der Verleger und Buchhändler aus Berlin und Brandenburg. Die Kampagne "Vorsicht Buch" sei alles in allem enorm erfolgreich, das Medienecho groß: 2.000 Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, 24 Fernsehbeiträge zählen die Kampagnen-Macher bisher unter anderem. Von einem "Grundrauschen in den Medien", schwärmte Sandra von Zabiensky, Geschäftsführerin der die Aktion begleitenden Agentur ZPR. Fünf Millionen Euro an Anzeigen hätte man bis dato aufbringen müssen, um einen vergleichbaren Erfolg zu erzielen, schätzt Zabiensky. Hoch hinaus soll es im September gehen ­− mit der höchsten Lesung der Welt. Schauplatz ist aber nicht der Mount Everest, wie im neuen Roman von Thomas Glavinic, sondern ein Flugzeug der Fluggesellschaft Condor.

Im Jahr nach der Vorstandswahl fanden satzungsgemäß die "Kleinen Wahlen" statt: für drei Jahre neu gewählt wurden die Kassenprüferinnen (Elisabeth Straßmeir, Frohberg Medien in der Medizin und Brigitta Weiß, bwv Berliner Wissenschaftsverlag), der Satzungs- und Rechtsausschuss (Thomas Emig, Wasmuth Buchhandlung und Antiquariat, Florian Simon, Duncker & Humblodt, und René Strien, Aufbau Verlag) und der Wahlausschuss (Thomas Gralla, Buchhandlung Gralla, Britta Jürgs, Aviva Verlag, Benjamin Liebhäuser, Ch. Links Verlag und Ruth Klingenberg, Marga Schoeller Bücherstube).
Zum Auftakt der Jahreshauptversammlung hatte der Buchhändler Michael Riethmüller (RavensBuch), die von ihm initiierte Aktion "Buy Local" vorgestellt, nicht ohne sich vorher darüber zu wundern und zu freuen, dass er als Schwabe willkommen sei in Berlin. Die Aktion, die nach amerikanischem Vorbild Einzelhandelsgeschäfte stärken und so einer Verödung der Innerstädte vorbeugen will, wirbt für eine "lebendige und vielfältige Ökonomie". Die Kunden sollen dafür sensibilisiert werden, dass es sich in mehrfacher Hinsicht lohnt, nicht im Internet, sondern beim Fachhändler um die Ecke einzukaufen. Einer von Margrit Starick zitierten Studie aus den USA zufolge sind "Buy Local"-Anhänger "gesünder, reicher und zufriedener". Offen blieb, ob schon vor oder erst nach dem Einkauf. Wäre eine Buchhandlung gezwungen aufzugeben, so würden 30 Prozent der Kundschaft künftig in einem benachbarten Buchladen einkaufen, 20 Prozent würden zum Internethandel wechseln, die Hälfte aber "ins Nirwana verschwinden", rechnete Riethmüller vor.