Börsenverein: Interview mit Detlef Bluhm

"24 Stunden Nonstop-Programm - das ist neu"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Am 31. Mai startet der Landesverband Berlin-Brandenburg ein Experiment: Das neue Veranstaltungsformat "24 Stunden Buch" lädt in Berlin rund um die Uhr zu einem ungewöhnlichen Lesemarathon ein, Shuttle-Service inklusive. Geschäftsführer Detlef Bluhm über die Idee und ihre Finanzierung.

"24 Stunden Buch": Wollen Sie ins Guinness-Buch der Rekorde?

Bluhm: Nein, das nicht. Aber wir nehmen für uns in Anspruch, ein neues Format in Deutschland einzuführen. Denn sich 24 Stunden nonstop mit dem Buch zu beschäftigen, so wie wir das konzipiert haben, mit Lesungen in der ganzen Stadt, das ist neu. Wir laden ein zu ungewöhnlichen Orten: Nachtbars, Restaurants. Durch einen Bus-Shuttle werden die verschiedenen "Bühnen" miteinander verbunden sein. Der Auftakt ist übrigens dem Buchmarketing gewidmet: "Vorsicht Buch!".

Aus welchen Büchern wird gelesen?

Bluhm: Es gibt keine spezielle Ausrichtung auf ein Thema oder ein Genre. Das Spektrum reicht vom Roman über das Kinderbuch bis zum Sachbuch. Es wird rund 50 Veranstaltungen geben.

Was ist das Ziel der Aktion?

Bluhm: Einerseits wollen die Buchhandlungen und Verlage Werbung für sich machen. Zugleich aber geht es darum, auf das Buch an sich hinzuweisen. Außerhalb des Hauptprogramms bietet das Format "Buchmarkt Backstage" die Möglichkeit, hinter die Kulissen unserer Branche zu schauen. Die Idee zu der Aktion stammt von den Mitgliedern des Landesverbands. Und da wir dafür keinen Etat haben, tragen die einzelnen Veranstalter die Kosten; zugleich verzichten sie auf Einnahmen. Durch das Eintrittsgeld, es gibt einen Festivalpass für 10 Euro, ermäßigt 6 Euro, soll vielmehr das Marketing refinanziert werden.

An anderen Orten gibt es Marathonlesungen oder Formate wie "Eine Stadt liest ein Buch". Müssen immer neue, ausgefallenere Werbe-Events erfunden werden?

Bluhm: Es kann doch gar nicht genug solcher Veranstaltungen geben. Das Buch muss immer wieder in die Gesellschaft getragen werden – mit neuen Ideen und überraschenden Formaten.

Ist das Ganze eine einmalige Aktion oder wollen Sie damit in Serie gehen?

Bluhm: Das hängt davon ab, ob wir ausreichend Publikum rund um die Uhr zu den Lesungen bringen, also auch um vier Uhr morgens. Und dann bleibt abzuwarten, ob unsere Mitglieder das Ganze auch im nächsten Jahr finanzieren wollen.

24 Stunden – als Veranstalter kommt da einiges auf Sie zu. Muss man sich Sorgen machen, dass Sie am Ende entkräftet umkippen?

Bluhm: Das wird sicher ein hartes Wochenende. Aber Samstagmittag um 12 Uhr ist alles zu Ende. Dann kann man sich ins Bett legen und hat noch einen freien Sonntag vor sich. Einmal im Jahr kann man das aushalten.