Die Jury begründet ihr Urteil: Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2013 wird dem Bielefelder Literaturwissenschaftler Klaus-Michael Bogdal für sein bahnbrechendes Werk "Europa erfindet die Zigeuner" zugesprochen, in dem die seit sechs Jahrhunderten andauernde Verfolgung und Ausgrenzung der Romavölker in Europa untersucht wird. Indem Bogdal die Darstellung der "Zigeuner", "Gipsies", "Bohémiens" und "Gitanos" in der Literatur und Kunst vom Spätmittelalter bis heute zum ersten Mal umfassend im europäischen Vergleich analysiert, beschreibt er zugleich die allmähliche Verfertigung eines historischen Vorurteils gegen ein imaginäres Kollektiv, das mangels Schrift den Fremddeutungen, Zuschreibungen und Projektionen anderer hilflos ausgeliefert war. Bogdal zeigt, wie Europa den Grad der eigenen Kultiviertheit an der Abwertung der Roma im Spannungsfeld zwischen Hass, Abwehr und romantisierender Zigeuner-Folklore festmacht. Gerade angesichts eines neu aufbrandenden Anti-Ziganismus in Europa gewinnt Bogdals epochale Studie eine bedrückende Aktualität und Brisanz.
Klaus-Michael Bogdal hat Germanistik, Slavistik und Philosophie studiert und hat seit 2002 die Professur für Germanistische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Neue deutsche Literatur an der Universität Bielefeld inne.
Die Verleihung des Leipziger Buchpreis an Klaus-Michael Bogdal findet anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 13. März 2013 im Gewandhaus zu Leipzig statt.
Der mit 15000 Euro dotierte Preis wird seit 1994 jährlich vergeben. Das Preiskuratorium bilden der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe. In den letzten Jahren wurden mit dem Preis unter anderen Martin Pollack, György Dalos, Karl Schlögel und Gert Maak ausgezeichnet.