Denkschulen in Sachen Erziehung

Bei wem sich Eltern schon seit Jahren Rat holen

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Halbwertszeit von Erziehungsratgebern ist länger, als mancher denkt – wie ein Blick auf die Bestsellerlisten zeigt. Einige Autoren ragen hier besonders heraus. Ihre Werke helfen ganzen Generationen bei der Kindererziehung. Fünf Beispiele.
Der dänische Pädagoge Jesper Juul, Jahrgang 1948, ist derzeit einer der erfolgreichsten Autoren zum Thema Erziehung überhaupt. 
Er leitet das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen auch in Deutschland aktiv ist. Juul, der einen Sohn hat, entwickelte eine neue Therapie- und Beratungs-form, die von einer natürlich vorhandenen sozialen Kompetenz des Kindes und der Gleichwürdigkeit von Kindern und Erwachsenen ausgeht. In "Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen" (GU, 2012) benennt er die vier Faktoren Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung als die tragenden Säulen für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung. Bei Beltz erschienen zuletzt "Wem gehören unsere Kinder?" und "Frag Jesper Juul", (weitere Titel gibt es bei Rowohlt und Kösel.)
Annette Kast-Zahn, Jahrgang 1956, ist Diplom-Psychologin und Verhaltens-Therapeutin. Ihr Bestseller "Jedes Kind kann schlafen lernen", 1995 zusammen mit Hartmut Morgenroth im Oberstebrink Verlag veröffentlicht (heute erscheinen ihre Titel bei Gräfe und Unzer), bleibt trotz Kon-kurrenz einer der absoluten Toptitel für junge Eltern. Kast-Zahn ist Mutter von drei Kindern, führt eine Therapiepraxis für Eltern und Kinder und widmet sich neben Schlafsorgen unter anderem dem Thema Essen. Sie rät zu Regeln und Ritualen – damit das Familienleben so weit wie möglich stressfrei läuft.
Der Schweizer Remo H. Largo, geboren am 24. November 1943, war Professor für Kinderheilkunde an der Universitäts-Kinderklinik Zürich. Der Vater dreier Töchter hat 1993 sein erstes Buch "Babyjahre" veröffentlicht, das sich ebenso wie der Folgeband "Kinderjahre" zum Longseller entwickelt hat. Largo will Eltern und Pädagogen für die Vielfalt kindlichen Verhaltens und die natürlichen Entwicklungsschritte sensibilisieren. Sein 2011 in Zusammenarbeit mit Monika Czernin publiziertes Werk "Jugendjahre" erscheint im Februar bei Piper im Taschenbuch.
Jan-Uwe Rogge, Jahrgang 1947, arbeitet als Familien- und Kommunikationsberater. Seit 1984 hat er mehr als 15 Bücher publiziert, darunter "Kinder brauchen Grenzen" und "Der große Erziehungsberater" (beide bei Rowohlt). Sein Credo: 
Es kommt auf Partner-schaftlichkeit an – im Sinne von gegenseitiger Achtung und Respekt, verbunden mit Humor und Gelassen-heit. Rogge will Eltern dabei unterstützen, sich selbst weniger unter Druck zu setzen und die öffentliche Debatte um das Thema Erziehung wieder mehr weg von Strenge und Härte, hin in Richtung Freude und gemeinsames Abenteuer zu lenken.

Die niederländischen Autoren Hetty van de Rijt, Logopädin und Sprachpädagogin, und Verhaltensbiologe Frans X. Plooij gelten als Experten auf dem Gebiet der frühkindlichen Entwicklung. Sogar schon die ersten Erfahrungen von Ungeborene auf Sprache haben sie erforscht. Ihr Standardwerk "Oje, ich wachse" (Mosaik) stellt detailliert die mentalen Lernphasen des Kindes in den ersten 20 Monaten dar und erklärt, wie Eltern am besten darauf eingehen. Auch nachdem van de Rijt im Jahr 2003 verstorben ist, baut Plooij das Thema kontinuierlich in weiteren Büchern aus.

Mehr zum Thema lesen Sie auch im Börsenblatt-Extra Eltern & Erziehung, das heute erscheint.