dbv-Vorsitzende Monika Ziller zur E-Book-Leihe

"Das ist völlig indiskutabel"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Bibliotheken wünschen sich, genauso wie viele Buchhändler und Verlage, bei E-Books eine reduzierte Mehrwertsteuer von sieben Prozent. Ansonsten liegen ihre Positionen jedoch oft weit voneinander entfernt. Jetzt unternehmen die Bibliotheken einen neuen Vorstoß, wollen bei der E-Book-Ausleihe ihr Terrain abstecken – und hoffen dabei auf Rückendeckung vom Gesetzgeber. Worum es geht: ein Gespräch mit Monika Ziller, der Vorsitzenden des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv).

In Ihrem neuen Positionspapier fordern Sie eine Gleichstellung von gedruckten Büchern und E-Books – und würden das am liebsten gesetzlich festschreiben lassen. Braucht es diesen Druck?
Ziller: Bibliotheken sind nun einmal Einrichtungen der öffentlichen Hand. Für uns ist es nichts Ungewöhnliches, den Gesetzgeber, der letztlich ja unser Träger ist, um Hilfe zu bitten – jetzt beim Thema E-Book-Ausleihe.   

Mit welchem Ziel?  
Ziller: Wir wollen Rechtssicherheit für das, was wir tun. Konkret: Wir wollen digitale Bücher genauso einkaufen und behandeln können wie gedruckte. Die Bundesjustizministerin hat zwar bereits gesagt, dass sie weitreichende Themen vor der Bundestagswahl im nächsten Herbst nicht mehr anpacken will. Aber wir bleiben trotzdem dran.

Was stört Sie am aktuellen 
Verfahren?
Ziller: Dass wir nicht frei agieren können. Geht das so weiter, verlieren wir die Kontrolle über den Bestandsaufbau und das Bestandsmanagement. Erstens werden wir längst noch nicht von allen Verlagen beliefert. Und zweitens schreiben uns die, die uns beliefern, dann zum Teil vor, welche Nutzer für die E-Book-Ausleihe überhaupt infrage kommen. Das ist völlig indiskutabel.
   
Haben Sie Verständnis für die 
Argumente der Verlage?
Ziller: Natürlich muss es Modelle geben, die regeln, wie Verlage und Autoren an der 
E-Book-Ausleihe partizipieren. Nur sollte man da schon sauber definieren, wo die eigenen Grenzen sind, und nicht in das Feld des anderen hineinregieren.

Tun Verlage das denn?
Ziller: Aus unserer Sicht ja. Doch hin wie her: Wir sind in jedem Fall zum Gespräch bereit, verstehen auch ihre Bedenken in puncto Piraterie.

Worüber würden Sie gern reden, wenn es zum Gespräch kommt?

Ziller: Zum Beispiel darüber, wie ein Ausleihmodell für 
E-Books aussehen könnte und wie sich kommerzielle Angebote von nicht kommerziellen Angeboten abgrenzen ließen. Dabei gebe ich gern zu, dass es nicht leicht wird, eine gemeinsame und für alle befriedigende Lösung zu finden.

Ihr Vorschlag?
Ziller: Im Moment dürfte erst einmal wichtig sein, die eigene Position zu formulieren – was wir jetzt getan haben: mit dem Wunsch, die Bibliothekstantieme auch auf E-Books auszudehnen.


Das dbv-Positionspapier "Gleichstellung von gedruckten Büchern und E-Books" finden Sie: hier