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Hotlist-Preis 2012 an Literaturverlag Droschl

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Book Fair A-Go-Go: Erstmals wurden die Hotlist-Preise im Literaturhaus Frankfurt vergeben. Im letzten Jahr blieben Haupt- und Buchhändlerpreis in der Main-Metropole, diesmal gingen sie nach Graz und Wuppertal. Anschließend wurde beim Fest der Independents in den Morgen getanzt.
„Hotlist is coming home“, meinte Literaturhaus-Chef Hauke Hückstedt zur Begrüßung, nur wenige Wochen, nach dem die Shortlist-Kandidaten des Deutschen Buchpreises sich an der Schönen Aussicht 2 präsentierten. „Je wichtiger dieser Preis wird, desto wichtiger wird die Hotlist. Ich würde mir wünschen, wenn beide hier für lange Zeit ein Zuhause fänden.“ Für das Indie-Projekt ist der Ortswechsel nach Gastspielen „in abrissreifen Kaufhäusern und Punk-Schuppen“ gewiss eine Nobilitierung, wie Hotlist-Aktivist Axel von Ernst (Lilienfeld) anmerkte. 
Und auch Thomas Böhm als Moderator tat der Preisverleihung ähnlich gut wie Denis Scheck zur Premiere 2009: Der Mann, der letztes Jahr den Frankfurter Island-Gastauftritt mitwuppte, hielt gekonnt die Balance zwischen ernsthaftem Anspruch und Indie-Chuzpe – schließlich will der Hotlist-Preis kein Deutscher Buchpreis in Bonsaiformat sein. Ein Kurzvideo der Preisverleihung ist hier zu sehen.   
Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis der Hotlist 2012 geht an den Grazer Literaturverlag Droschl für Tor Ulvens Erzählband  „Dunkelheit am Ende des Tunnels“. Tor Ulven, der seinem Leben 1995 - mit nur 41 Jahren – selbst ein Ende setzte, gilt heute als einer der bedeutendsten Dichter der norwegischen Nachkriegsliteratur. „Dunkelheit am Ende des Tunnels“, im Original 1994 erschienen, ist Ulvens letztes Buch zu Lebzeiten. Und nun - von Bernhard Strobel meisterhaft übersetzt – sein erstes auf deutsch.

Der zum zweiten Mal von Buchhändlerinnen und Buchhändlern vergebene Melusine-Huss-Preis geht in diesem Jahr an den Peter Hammer Verlag (Wuppertal) für Robert Louis Stevensons „Der Pirat und der Apotheker“ - eine wenig bekannte Ballade des berühmten Autors, übersetzt und kongenial illustriert von Henning Wagenbreth. Der Preis ist benannt nach der legendären Frankfurter Buchhändlerin Melusine Huss (1920-1989); er ist dotiert mit einem Druckgutschein der Freiburger Graphischen Betriebe im Wert von 4.000 Euro.

Der Jury 2012 gehörten an: Claudia Cosmo (Freie Journalistin, Köln); Peter Kolling (Buchhandlung Proust, Essen); Beat Mazenauer (Literaturkritiker und Publizist, Luzern); Wiebke Porombka (Literaturkritikerin und Publizistin, Berlin); Daniela Strigl (Literaturkritikerin und Publizistin, Wien); Guido Ullmann (Kulturkaufhaus Dussmann, Berlin) und Norbert Wehr (Herausgeber der Literaturzeitschrift „Schreibheft“, Essen).

Die Liste der nominierten Verlage ist hier zu lesen. 

Die Die „Hotlist“ - 2009 von 20 Indies ins Leben gerufen, inzwischen vom gemeinnützigen Verein der Hotlist organisiert und ehrenamtlich getragen - präsentiert die zehn besten Bücher des Jahres aus unabhängigen Verlagen des deutschsprachigen Raums. Sie entsteht in einem Wahlverfahren, das zugleich eine Jury- und eine Publikumswahl beinhaltet. 2012 haben sich 145 Verlage am Wettbewerb beteiligt.  

nk