Frankfurter Buchmesse

Literatur im Römer: Erster Streich

23. Juli 2015
von Börsenblatt
In den frisch renovierten Römerhallen wurden am Mittwochabend literarische Hochkaräter präsentiert. Der Hessische Rundfunk strahlte die Gespräche live aus.

Hansjörg Schertenleib, Jenny Erpenbeck, Juli Zeh, Dirk Brauns, Patrick Tschan, Ursula Krechel, Ulf Erdmann Ziegler und  Sabrina Janesch nahmen nacheinander auf der Bühne in den Römerhallen Platz. Ihren Romanen ist durch die Ausstrahlung Aufmerksamkeit gewiss. Aufgrund der Renovierung – der Römer erstrahlte frisch gestrichen – bot sich in diesem Jahr ein neuer Anblick.

Hansjörg Schertenleib und Buchpreisträgerin Ursula Krechel gewährten tiefe Einblicke in die Genese ihrer Texte. Von Schertenleib war beispielsweise zu erfahren, dass ihn ein Kommentar einer Schülerin nach der Lesung aus seinem Manuskript zu „Wald aus Glas“ (Aufbau) dazu gebracht habe, seinen Roman massiv umzuschreiben. Eine seiner beiden Protagonistinnen, die junge Türkin Ayfer, sollte eigentlich sterben – totgeschlagen vom eigenen Bruder. „Soll ein Ehrenmord die Aussage des Romans über die türkische Kultur sein?“, wollte die Schülerin wissen. Schertenleib, der sich Menschen gewöhnlich „am liebsten von seinem Schreibtisch aus“ nähert, wie er gestand, ließ seine Heldin überleben.

Humorvoll präsentierte auch Dirk Brauns seinen Roman „Im Inneren des Landes“. Sein Wenderoman verbindet das Schicksal eines Schleifers bei der NVA und eines einstigen Rekruten, die er 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch einmal aufeinandertreffen lässt. Ein verschmitztes Lächeln umspielte Brauns Gesicht, als er darüber Auskunft gab, warum er seinen NVA-Ausbilder im Verlauf des Buches ausgerechnet zum Personalchef der Deutschen Bahn aufsteigen ließ.

Der Schweizer Schriftsteller Patrick Tschan stellte sein Romandebüt „Polarrot“ (Langenmüller) vor. Tschan schlug sich nicht nur wacker im Römer, seinem Buch über den Filou Jack Breiter ist mehr als nur ein Geheimtipp.

Ein Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Juli Zeh: Die „Nullzeit“-Autorin (Schöffling) punktete mit witzigen und schlagfertigen Antworten: („Ich mag es, wenn am Ende des Buches einer stirbt“) – auch Moderator Gerwig Epkes präsentierte sich in Höchstform, zwischen beiden stimmte die Chemie. Der Funke sprang aufs Publikum im Römer über, das die Autorin mit schallendem Applaus verabschiedete.

Auch morgen wird wieder im Römer gelesen:

Programm Donnerstag, 11.Oktober
19.50 Uhr Bodo Kirchhoff
20.00 Uhr Sybille Berg
20.15 Uhr Carmen Stephan
20.30 Uhr Burkhard Spinnen
20.45 Uhr Stephan Thome
21 Uhr Martin Suter
21.15 Uhr Ralph Dormann
21.30 Uhr Wäis Kiani
21.45 Uhr Karen Duve
Moderation: Cécile Schortmann, Alf Mentzer (hr2-kultur)