Buchjournal-Talk

Liebe ist wie Fahrstuhlfahren für Fortgeschrittene

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Eckart von Hirschhausen hat sich heute im Lesezelt auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Buchjournal-Redaktionsleiter Eckart Baier getroffen. Es knisterte sofort, denn es ging um die spannende Frage im neuen Buch des Unterhaltungskünstlers: "Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?"
Allein können wir nicht glücklich werden. Dieser Gedanke liegt dem Buch zugrunde. Hirschhausen räumt darin höchst vergnüglich mit Halbwahrheiten über Liebeskrankheiten auf, die auftreten, wenn man sich zu sehr an Glückskeksweisheiten klammert. Mit einer Kostprobe aus dem Kapitel "Fahren und fahren lassen" tröstet Eckart von Hirschhausen das Publikum darüber hinweg, dass er seinen Tanz mit Gymnastikbändern zum Aufsprengen von Männer- und Frauenklischees heute leider nicht aufführen kann, da er die Bänder nicht dabei habe. (Man kann den Tanz aber auch noch in einer Fotostrecke in seinem Buch miterleben...)

Das menschliche Verhalten im Fahrstuhl ist für Eckart von Hirschhausen ein Spiegel für das Benehmen in der Liebe. Die Botschaft, dass Liebe wichtig ist, stamme übrigens nicht von ihm, sondern von Jesus. Seit über 2000 Jahren wissen die Menschen aber noch nicht so richtig, wie das eigentlich geht. Liebe ist kein permanentes Glücksgefühl, sondern eine Mixtur von Ambivalenzen. Die kommen sehr gut im Streiten heraus. Hirschhausen hat in seinem Buch Zitate gesammelt von Dingen, die man sich im Streit sagt, wie etwa: "Ich würde mich gern mit dir duellieren, aber ich sehe, du bist unbewaffnet."  Oder: "Schatz, wie lange sind wir eigentlich schon verheiratet - morgen nicht eingerechnet?" Bei der Kinderliebe hört es ja auch oft immer mal ganz schnell auf, wenn man etwa bei einer Babyklappe vorbeikommt und bedauert, dass der Kleine dafür nun schon zu groß ist... Im Fahrstuhl vermeiden Menschen erst einmal jeden Blickkontakt und ignorieren vollkommen die Anwesenheit der anderen. Man schaut auf sein Smartphone, obwohl man keinen Empfang hat oder drückt demonstrativ auf die leuchtende E-Taste im Fahrstuhl. Menschenaffen verhalten sich da menschlicher. Sie lümmeln zwar auch erst herum und ignorieren sich - fangen dann aber an, sich gegenseitig zu kraulen. So hat Eckart von Hirschhausen ein 7-Stufen-Programm entwickelt zum  Fahrstuhlfahren für Fortgeschrittene:

  1. Begrüßung aller Fahrstuhlinsassen per Handschlag 
  2. Kleiner Scherz am Rande: Man tippt demjenigen, der neben einem steht, auf die Schulter und tut so, als habe man nix gemacht...
  3. Interesse bekunden und alle fragen: Haben Sie abgenommen?
  4. Umarmungen oder Massagen anbieten
  5. facebook-Freundschaften anleiern
  6. Dirty-Dancing-Talk: Das ist mein Tanzbereich, das ist dein Tanzbereich...
  7. Rufen: "Bei drei - alle Mann verstecken!"

Wenn man das alles mal ausprobiert und erlebt, wie nahe man sich plötzlich kommt, steigert das möglicherweise die Liebesquote im Alltag und den Einfallsreichtum beim Hinausmanövrieren aus liebesblöden Missverständnissen. Eckart von Hirschhausen hat in seinem Buch vielerlei Erkentnisse und wissenschaftliche Belege für bestimmte Verhaltensweisen von Männern und Frauen zusammengesammelt. Mit Schmunzeln und kleinen Grübelrunzeln tragen diese Fundstücke sicher dazu bei, im Alltag mehr miteinander zu lachen, anstatt zu streiten.

Natürlich ging es im Lesezelt auch um die Liebe zum Buch und zum Lesen. Im Publikum rief man, dass Eckart von Hirschhausens Buch nicht E-Book-tauglich sei, da es viele visuelle Elemente bereithalte. "Ist das schlimm? Sind Sie von Amazon?" fragte Hirschhausen zurück. Er macht sich keine Sorgen über den Fortbestand der gedruckten Bücher. Das Umblättern und das Entdecken sei so wichtig beim Abspeichern von Gelesenem. "Bücher müssen sich eben ein bisschen schön machen" - dann klappt's auch mit dem Verkaufen, so Hirschhausens Plädoyer an die Verlage. Sein Buch eigne sich prima zum Mehrfachkauf und zum Verschenken. Mit lachendem Geklatsche wurde damit die Signierstunde eingeläutet.