Arbeitskreis Ratgeberverlage

Neue Vorstands-Troika und Thema Digitalisierung

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Tagung des Arbeitskreises Ratgeberverlage - traditionell - am Vortag zur Frankfurter Buchmesse setzte den Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung: Außerdem stand die Ratgeber-Bestsellerliste auf der Agenda und der neue Vorstand des Arbeitskreises stellte sich den Mitgliedern vor.
Eine gewohnte Eröffnung der Tagung des Arbeitskreises der Ratgeberverlage: Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang kommentierte die neuesten Entwicklungen und Verwicklung zur Urheberrechtsdebatte, Urheberverteilsrecht, werbliche Rezensionsnutzung und Internetpiraterie. Zwei handfeste Tipps gab er den Ratgeberverlegern an die Hand:
  • Regionale Zeitungen seien wesentlich häufiger bereit, einem Verlag die Erlaubnis zur kostenfreien Verwendung von Zitaten aus Rezensionen zu erteilen.
Die "FAZ", die die Debatte mit einer Klage gegen buch.de ausgelöst hatte, soll nach Erfahrung des Arbeitskreises beim Abdruck von Passagen, die länger als 15 Worte sind, aktiv werden. Eine einheitliche Regelung für die Zeitungen gibt es aber nicht. Entsprechend sei Vorsicht bei der Verwendung lobender Rezensionen geboten, wie es bislang eine Konvention der Branche war.
Der zweite Tipp betrifft die Bekämpfung von Internetpiraterie: "Wir Rechteinhaber müssen leider einen Teil der Aufgaben der Staatsanwaltschaft erledigen", zeigte Sprang an konkreten erfolgreichen Verfahren des Börsenvereins auf. Diese Verfahren dauerten aber lange und seien mit hohen Kosten verbunden. Die Frage sei daher, wie hoch für einen Verlag der inidividuelle Leidensdruck beim Thema sei.
  • Verlagen, denen das Thema Internetpiraterie unter den Fingernägeln brenne, riet er, in die GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) einzutreten. Die Non-Profit-Organisation, die Verfahren im Fall von Urheberrechtsverletzungen vorbereitet, wird vor allem von der Filmindustrie finanziert. So erhielte die Verfolgung von Internetpiraten mehr Schlagkraft

Abschluss der Veranstaltung war die Bekanntgabe des neuen Vorstands des Arbeitskreises:
  • Annette Beetz (Gräfe und Unzer)und Nadja Kneissler (Delius Klasing Verlag) verlassen den Vorstand
  • Julia Graff (Hädecke Verlag) verbleibt im Vorstand, sie führt die Arbeit gemeinsam mit
  • Christof Klocker (Verlagsleitung GU)
  • und Monika Schnitzler (Programmchefin Dorling Kindersley) fort, die die Arbeitskreis-Troika komplett machen


Weitere Vorträge der Tagung des Arbeitskreises Ratgeberverlage:

Branchenblogger Leander Wattig ("Ich mach' was mit Büchern") präsentierte Best-Practice Beispiele aus der Welt des Social Media: Von witzigen Verlagsauftritten, Crowdfunding-Aktionen und professionellen Social-Media-Konzepten wird auch bei der Verleihung seines Virenschleuder-Preises die Rede sein.

Termin: Freitag, 12. Oktober Halle 4.0 A1 3000; Hot Spot Publishing Services, 18 bis 21 Uhr).

Michael Kokoscha stellte Vor- und Nachteile derzeitiger App- und E-Book-Formate aus Sicht der Verlage vor:

  • Er kam zu dem Schluss, dass epub.3 (nach einem Jahr der Entwicklung) zwar das Fomat der Zukunft sei, aber nach wie vor die Lesegeräte für das Format fehlten, mit dem multimediale Inhalte aufbereitet werden können.
  • Kokoscha riet den Arbeitskreisteilnehmern, vorerst auf DTP-Plugins zu setzen, die Verlage günstig selbst herstellen können (Vorteil: Workflow kompatibel zum DTP)
  • Die Anpassung an verschiedene Geräte (unterschiedliche Bildschirmgrößen v.a. bei Android-Tablets) die Möglichkeit von "Kiosk-Apps" seien so gegeben


Ein weiteres Thema war ein wichtiges Arbeitsmittel der Ratgeberverlage:
Die Fokus-Ratgeberbestsellerliste, die dem Börsenblatt beiliegt, erscheint seit fünf Jahren. Bislang hatte sich von Verlagsseite nur Gräfe und Unzer an der Finanzierung beteiligt.

Ab 2013 beteiligen sich nun acht Verlage an den Kosten:

  • Gräfe und Unzer
  • Frech
  • BLV
  • Herder
  • Kosmos
  • Dorling Kindersley
  • Random House und
  • Dr. Oetker schultern die Produktionskosten der Liste gemeinsam

"Die Liste wird von den Buchhändlern als wichtiges Arbeitsmittel geschätzt und hat jede Berechtigung weiterzuleben", so die Meinung im Arbeitskreis.