Pressekonferenz zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse

Die Stunde des unabhängigen Buchhandels

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder sieht trotz rückläufiger Gesamtumsätze im Buchhandel gute Chancen für unabhängige Sortimenter. Von der Politik forderte er bei der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Buchbranche.

Der deutsche Buchhandel verzeichnete Ende September ein Minus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die stationären Buchhändler haben mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen, der Rückgang beläuft sich derzeit auf 4,7 Prozent. Diese Zahlen nannte Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder. Dennoch glaubt der Verleger, dass „jetzt die Stunde des unabhängigen Buchhandels schlägt“ – denn zahlreiche Neueröffnungen zeigten, dass sich „der unabhängige Buchhandel aufrafft und neue Ideen entwickelt“. Eine zentrale Gabe der Buchhändler, „Einfallskraft“, müsse zu neuer Blüte gebracht werden.
Von der Politik forderte Honnefelder mehr Unterstützung: „Der Vertrieb von Kultur kommt nicht ohne politische Rahmenbedingungen aus.“ Das Preisbindungsgesetz allein sei nicht ausreichend. „Es muss gehörig nachgelegt werden.“

Neben der Digitalisierung sei das Ende der Expansion im stationären Buchhandel und die Schließungen und Umwidmung von großen Flächen das beherrschende Thema der Branche, so Honnefelder. Zuletzt hatte der Filialist Weltbild angekündigt, seine Verkaufsflächen mittelfristig um "mindestens 50 Prozent" zu reduzieren und parallel das Online-Geschäft auszubauen.

Der Anteil des Onlinevertriebs von gedruckten Büchern am gesamten Brachenumsatz liegt nach Honnefelders Angaben derzeit bei 15 Prozent. Die E-Book-Umsätze haben sich auf zwei Prozent verdoppelt.

Buchmessedirektor Juergen Boos skizzierte in seiner Rede Perspektiven des Verlagsgeschäfts. "Wir befinden uns jetzt in der ersten Pikosekunde nach dem Urknall, der die Gutenberg-Galaxis umwandeln wird", so charakterisierte Boos den Entwicklungsstand der Verlagswelt.

Der „Publishing-Markt“ werde stetig größer, „an allen Ecken und Enden gibt es neue Triebe“. Die Frankfurter Buchmesse sei von zwei Ideen bestimmt: „Alles wird anders.“ Und: „Alles bleibt gleich“. Einerseits erlebe man eine Zeit dramatischer Veränderungen, in der alte Zusammenhänge sich auflösen und neue sich bilden. Andererseits seien Geschichten und Bilder eine ewige Konstante: „Ohne Inhalte bleibt Technik hohl.“ Entscheidend sei, „wie neugierig, offen und experimentierfreudig“ man auf die Entwicklung reagiere.