Bibliotheken

De Gruyter testet Patron Driven Acquisition (PDA)

23. Juli 2015
von Börsenblatt
De Gruyter bietet Bibliotheken ein Modell, das trotz rasant wachsender Publikationszahlen ein wirtschaftliches Arbeiten mit Zeitschriften und Büchern ermöglicht: Patron Driven Acquisition.

Erwerb nach Nutzung
Sinkende Etats auf der einen und eine exponentielle Zunahme an (digitaler) Fachliteratur auf der anderen Seite: Wissenschaftliche Bibliotheken stehen immer häufiger vor der Frage, wie sie ihren Nutzern die Fülle an Inhalten zur Verfügung stellen können, ohne die Kontrolle über die Kosten zu verlieren.

Ein Modell, das dieses Dilemma lösen kann, ist das zuerst in Nordamerika praktizierte Verfahren der Patron Driven Acquisition (PDA), zu Deutsch: nutzergetriebene Erwerbung. Dabei stellt ein Verlag der Bibliothek zu einem niedrigen Mietzins digitale Inhalte zur Verfügung, die erst nach einer bestimmten Nutzungsdauer in Eigentum umgewandelt werden können.

Start in Deutschland 2013
Der Wissenschaftsverlag De Gruyter hat nun anhand eines Tests mit ausgewählten deutschen Bibliotheken ein Modell entwickelt, das ab Anfang 2013 allen Bibliotheken angeboten werden soll. Um ein verlässliches, auf möglichst viele Fälle anwendbares Geschäftsmodell entwickeln zu können, wählte der Verlag drei heterogene Bibliothekstypen: die Bibliothek des Forschungszentrums Jülich (ca. 2.000 Naturwissenschaftler), die Fern-Universität Hagen (ca. 80.000 Studenten) und die Universität Mannheim (ca. 11.000 Bibliotheksnutzer). "Die Resonanz auf den Test ist so groß, dass auch andere Bibliotheken schon angefragt haben, wann sie mitmachen können", sagt Katrin Siems, Vice President Marketing & Sales bei De Gruyter.

Der Verlag stellt seine Inhalte (etwa 450.000 Zeitschriftenbeiträge und Buchkapitel sowie mehr als 15 Millionen Datenbankeinträge) in verschiedenen Paketen und für einen Mietzeitraum bis zu drei Jahren den Bibliotheken zur Verfügung. Die Gebühr errechnet sich aus der Zahl der angebotenen Dokumente und der durchschnittlich angenommenen Zahl der Nutzer. Nach Ablauf der Frist können die Bibliothekare entscheiden, welche Titel in das Eigentum der Bibliothek übergehen sollen. Die bis dahin gezahlte Miete wandelt der Verlag in eine Gutschrift um, die für den Kauf von Büchern zum regulären Listenpreis genutzt werden kann. Für die Kaufentscheidung können dann sowohl die Nutzungsfrequenz als auch Überlegungen zum Bestandsaufbau eine Rolle spielen.Um das Kostenrisiko für Verlag und Bibliothek zu mindern, hat De Gruyter mit den Bibliotheken einen »Nutzungskorridor« vereinbart: Dabei wurde für die Berechnung der Content-Miete eine mittlere Nutzung der Inhalte angenommen bei einer maximalen Schwankungsbreite von 20 Prozent. Sollte mehr als vereinbart genutzt werden, ginge dies zulasten des Verlags; bei geringerer Nutzung würde die Bibliothek zuzahlen.

roe

 

Bei der Patron Driven Acquisition wird die tatsächliche Nutzung im Lesesaal bei der Anschaffung durch die Bibliothek berücksichtigt: Beim nutzergetriebenen Erwerbungsmodell mieten Bibliotheken Inhalte eines Verlags für einen definierten Zeitraum an und entscheiden erst nach der Nutzung, welche Titel dauerhaft in den Bestand der Bibliothek übergehen sollen. De Gruyter startet sein PDA-Modell im Januar 2013 (weitere Informationen hier).