Aktionstag zum Urheberrecht

Offen zum Dialog? Relativ.

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Ein Dutzend Verlage öffnete gestern Vertretern der Parteien, Bibliothekaren und Journalisten die Türen zu einem Aktionstag für das Urheberrecht. Das Motto: "Zum Dialog bereit?" Eine Bestandsaufnahme.

Stuttgart: Kröner und Ulmer mobilisieren Lokalpolitik

Im Alfred Kröner Verlag diskutierten Vertreter der Piratenpartei mit Verlagsmitarbeitern und dem Kröner-Autor und Urheberrechtsspezialisten Philipp Theisson über notwendige Anpassungen des bestehenden Rechts im digitalen Zeitalter. "Zumindest die Piraten, die bei uns waren, waren mit ihren Positionen nicht weit von uns entfernt", resümierte Verlagschef Alfred Klemm. Am Ende waren sich alle einig: Austausch tut gut, die Gegeneinladung der Politiker wird Klemm wohl annehmen.

"Voller Erfolg und großer Spaß!" – das Urteil von Ulmer-Verleger Matthias Ulmer ist eindeutig. Nach einer dreistündigen Tour durchs Haus sammelten sich die rund 30 Gäste, davon etwa die Hälfte Entscheidungsträger aus Lokalpolitik, Bibliothekswesen und Bildung, in der Kantine zu Kuchen und Gesprächen. Auch hier wurden Gegenbesuche geplant, nicht nur bei den Piraten, sondern auch in der Uni-Bibliothek.

 

 

Köln: Psychiatrie Verlag verbindet Jubiläum mit Aktionstag

Vertreter von SPD, Piraten, Bündnis 90 / Die Grünen trafen im Psychiatrie Verlag auf Verleger, Buchhändler und Vertreter des Josef-Dumont-Berufskollegs. 65 Gäste kamen in den neuen Räumen des Psychiatrie Verlags in Köln zusammen und tauschten sich über das Recht oder Unrecht der freien Nutzung geistigen Eigentums aus. "Transparenz und Anerkennung standen als zentrale Punkte am Ende der Diskussion", meint York Bieger, Geschäftsführer des Psychiatrie Verlags, "wir nehmen uns gegenseitig nichts weg, wenn wir die Arbeit des anderen respektieren und gemeinsame Lösungen finden. So weit sind unsere Ansätze und Ziele bei genauerer Betrachtung gar nicht voneinander entfernt."

 

Berlin: Wenig Dialog bei De Gruyter und Cornelsen

"Viele, die jetzt die Diskussion um das Urheberrecht bereichern, kennen wenig von der Arbeitsweise eines Verlags", sagte der CDU-Politiker Ansgar Heveling, der am Aktionstag "Zum Dialog bereit?" bei Cornelsen zu Gast war. Obwohl als Urheberrechsexperte für seine Partei unterwegs, habe er gestern noch einmal deutlich vor Augen geführt bekommen, was Verlage leisten und wie kleinteilig und arbeitsaufwendig Lizenzfragen geklärt werden müssten.

Cornelsens Verlagsprogramm umfasst, wie Cornelsen-Geschäftsführer Urban Meister in seinem Vortrag eindrucksvoll darlegte, 26.000 Titel und entsteht in Zusammenarbeit mit 7.500 Autoren, Herausgebern, Beratern und 5.000 Grafikern, Fotografen, Illustratoren. Der Verlag entwickelt Unterrichtsmaterialien für rund 700.000 Lehrkräfte. Wie viele Schritte und Teams nötig sind, bis ein Schulbuch den Verlag verlässt, erklärten Stefan Höhne, Redakteur Verlagsbereich Englisch, und Cecile Niemitz-Rossant, Autorin für Englisch.

Bildungsqualität sichern, Wertschöpfung der Verlage anerkennen, Werthaltigkeit geistigen Guts in der digitalen Medienwelt verankern, Urheberrecht für digitale Nutzungen weiterentwickeln und mehr Engagement für legale Angebote, so lauten die fünf Forderungen, die Cornelsen-Chef Urban Meister anlässlich des Aktionstags an Politik und Gesellschaft zum Urheberschutz bei Bildungsmedien stellte.

Bei De Gruyter in Berlin informierte sich Dr. jur. Felix Bunge vom Justiziariat der Piratenfraktion Berlin über die Arbeitsweise eines international agierenden Wissenschaftsverlags – und versprach, seine Erkenntnisse weiterzugeben. Zur Sprache brachten Sven Fund, Geschäftsführer bei De Gruyter, und seine Mitarbeiter aus Lektorat, Herstellung und Vertrieb, auch so knifflige Themen wie Open Access. Deutlich wurde: Der 260 Jahre alte Traditionsverlag weiß um seinen Wert und seine Leistungen. Verlegerisches Know how und Verlagsservices könne es nicht umsonst geben, so Funds Überzeugung.


Weitere Dialog-Aktionen

Ebenfalls beim Aktionstag des Börsenvereins dabei war der Mitteldeutsche Verlag in Halle / Saale, der sich mit einem Gespräch zwischen Verleger Roman Pliske und Autor Robert von Lucius beteiligte. Acht Gäste waren der Einladung gefolgt. In Saarbrücken wurde im Verlag Neue Erde über Urheberrecht diskutiert, in Frankfurt engagierte sich der Stroemfeld Verlag mit der Vorstellung der Buches "Ende der Hypnose" von Roland Reuss. Die Kasseler Verlage Furore, Pan, Merseburger und euregioverlag ließen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter gucken und informierten in einem Vortrag über die Geschichte des Notensatzes vom Mittelalter bis zum Digitaldruck. "Es war wundervoll – wir wurden von Besuchern überrannt und alle waren interessiert und am Ende begeistert", bilanziert Sabine Kamna vom euregioverlag.