Neuseeland in Berlin

Alle sind wir Geschichtenerzähler

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die größte Zusammenkunft neuseeländischer Autoren, die es jemals außerhalb des Inselstaates gab, steht bevor: Im Oktober werden sie sich zur Frankfurter Buchmesse treffen. Wie sehr man sich darauf freuen darf, ließe sich gestern in Berlin-Grunewald erleben.

Der neuseeländische Botschafter hatte in sein Wohnhaus eingeladen – zu einem Treffen zwischen neuseeländischen Autoren und deutschen Journalisten. Doch vielleicht sollte man eher sagen, zu einer Schriftstellerbegegnung beider Länder. Für den Maori-Autor Joe Harawira, unvergesslich schon allein wegen seiner das gesamte Gesicht bedeckenden Tätowierungen und seines Gesangs, jedenfalls waren alle Anwesenden Autoren, da sie einander Geschichten erzählen.

Hamish Clayton zum Beispiel verriet, dass er zum ersten Mal nach Europa gekommen war, er hatte sich geschworen, zuvor seinen Roman zu veröffentlichen. Er strahlte eine Zufriedenheit aus, wie sie vielleicht nur einem Debütanten eigen sein kann. „Wulf" ist 2011 bei Penguin erschienen. Ins Deutsche übersetzt wurde der Titel noch nicht, aber das bekümmerte Clayton kein bisschen: „Mein Roman ist da!", sagte er schlicht und stolz.

Von der quicklebendigen Kinderbuchautorin Kate de Goldie (ihr erstes ins Deutsche übersetzte Buch „Abends um 10" ist jetzt bei Carlsen erschienen) war zu erfahren, dass sie – ebenfalls neu in Deutschland – lediglich fürchtet, dass die Zeit für ihr großes Reise- und Entdeckungsprogramm zu kurz bemessen sein könnte. Paula Morris las aus ihrem Roman „Rangatira" (Walde+Graf). Und der Hausherr Peter Rider verriet zuletzt, wie sehr er dem für den Messeausklang angesetzten Rugbymatch zwischen einer neuseeländischen und einer deutschen Auswahl entgegenfiebere.

Der Sommerabend im Grunewald verriet: Neuseeland als literarischer Ehrengast ist in Berlin angekommen. Heute präsentiert sich das Land mit einer Langen Nacht der Maori-Literatur beim internationalen literaturfestival.