Ausstellung

Das "Prinzip Buch" neu gedacht

23. Juli 2015
von Börsenblatt
In Frankfurts "Fenster zur Stadt" (Ausstellungsraum der Gaststätte Margarete im Haus des Buches) sind noch bis 14. August Werke von Studenten deutscher Design- und Gestaltungshochschulen zum Thema "Prinzip Buch" zu sehen. Eröffnung war heute.
Der erste Wettbewerb Thema "Prinzip Buch" richtete sich vor einem Jahr noch an Kinder. Über 1.000 Sechstklässler hatten damals teilgenommen, referiere Anne-Mette Noack (Marketingleiterin Börsenverein) zur feierlichen Eröffnung. Mittlerweile hat sich auch die Diskussion in der Branche weitergedreht und ein dritter Wettbewerb wurde zum Begriff (längst ein geflügeltes Wort) von Börsenvereins-Geschäftsführer Alexander Skipis ausgeschrieben.

Umso besser, wenn der Künstler gleich vor Ort ist, um zu erklären, wovor man mitunter ein wenig überfordert steht, wenn sich weitere Buchmenschen um ein Objekt drängen und niemand sich so recht traut, darin ganz nach Herzenslust zu blättern - denn Lesen ist noch immer einer der intimsten Akte, zu denen ein Mensch fähig ist.

Zielgruppe waren dieses Mal junge, kreative Köpfe: 60 Teilnehmer von Design- und Gestaltungshochschulen hatten erstaunliche, kuriose und auch faszinierende Projekte eingereicht. Diese Zahl hört sich zunächst einmal wenig beeindruckend an, führt man sich jedoch vor Augen, wie viel Arbeit in den einzelnen Projekten steckt (viele davon Abschlussarbeiten), relativiert sich dieser Eindruck schnell. Zum Verschwinden kommt er, wenn man die Objekte in die Hand nimmt: gestanzte Seiten, Scherenschnitt, Fotografien, QR-Codes, Elemente zum Ausklappen und Umfalten, mit Chips und USB-Schnittstellen technisch aufgerüstete Bücher und vieles mehr gibt es zu entdecken, zu lesen und auch zu lernen.

Mit einer akademischen Viertelstunde Verzug wurde die offzielle Siegerehrung vorgenommen: Angereist waren unter anderem der Erstplatzierte Max Kostopoulos ("eins und eins macht eins – drei intermediale Buchexperimente" - 1.500 Euro Preisgeld) und die beiden Zweitplatzierten Adelheid Siegeroth und Hannah Hiecke für "Foolio" (1.000 Euro).
Max Kostopoulos erklärte seine drei Forschungsbände: "Buch und Film", "Buch und Facebook", "Buch und Wii" - seine Masterthesis an der Mainzer FH. Von Juli letzten Jahres bis zum Mai hat er nach eigenen Angaben "Nonstop" am Projekt gesessen und "mit jeder Menge Herzblut an intermediellen Hybriden geforscht" und auch gebastelt. Besonders stolz kann er nicht nur auf seinen sehr guten Abschluss sein, Kostopoulos will mit seinem "Buch und Wii"-Projekt nun auf Verlage zugehen: Vor allem im Kinderbuch- und Kunstbuchbereich sieht er Potential für seine Idee, ein technisch hochgerüstets Buch mittels Kippbewegungen auf Bildschirme zu bringen und dort einzelne Abschnitte beliebig zu vergrößeren. Er gesteht: "Vier Wii-Controller sind beim Experimentieren drauf gegangen." Aber es funktioniert. Die Technik verschwindet im Buchdeckel - und ist von ein paar "Knubbeln" abgesehen praktisch unsichtbar. "Auch siebenjährige Jungs am Zenit ihrer Lesefrustration könnte man mit einem technischen Aspekt ködern", glaubt Kostopoulos, der am Montag eine Stelle bei der Mainzer Agentur 3st angetreten hat.

Der dritte Preis ging an David Arzt von der Hochschule Pforzheim für das Projekt "Ein Buch ist ein Buch". In seiner Collage dokumentiert er die Geschichte, Gegenwart und eine mögliche Zukunft des Buches – in Texten, Skizzen und Bildern: Bleisatz, Kindle, Essays. Auch sein Projekt ist natürlich neben zahlreichen weiteren ausgestellt und steht zum befühlen, belesen und bestaunen bereit - noch bis zum 14. August.