Novitäten Management

Beziehungspflege in der Chefetage

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Um Erfolg zu haben, brauchen Manager heute vor allem eines – ein gutes Händchen für ihre Teams: Novitäten zu Führungsfragen.       

Schon der Titel ist eine Provokation. "Radikal führen" nennt Richard K. Sprenger sein neues Werk – gerade so, als poche er auf autoritäre Machtstrukturen. Tatsache ist jedoch das Gegenteil: Sprenger, einer der profiliertesten Managementberater Deutschlands, hält nichts von Drohgebärden. Ihm geht es vielmehr um die Eckpfeiler des Erfolgs, er will Manager zum Nachdenken anregen, und auch zum Nachmachen. "Führung heißt Zusammenarbeit organisieren", betont er (und beklagt, dass das oft vergessen werde). Das Buch enthält viele solcher leichten Sätze, die schwer umsetzbar sind. Sprenger analysiert dabei sehr gewissenhaft, gibt kluge Tipps, erklärt, was manche Unternehmen erfolgreicher macht als andere (siehe oben) – gut möglich, dass er mit "Radikal führen" ein neues Standardwerk geschaffen hat.

Teams auf Trab zu bringen, gehört zu den wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben im Management. Gut, dass es die Wissenschaft gibt: Dietrich von der Oelsnitz und Michael W. Busch vom Lehrstuhl Organisation und Führung der Technischen Universität Braunschweig haben alle nötigen Fakten recht kurzweilig zusammengefasst – "Team: Toll ein anderer macht’s!" zeigt en détail, wo Führungskräfte anpacken müssen, damit ihr Team auf Touren kommt (Faktoren unter anderem: Gruppengröße, Teamkultur, Erfolgskontrolle).

Die richtigen Töne

In eine ähnliche Richtung zielt Richard de Hoops Buch "Macht Musik". Das Markante hier: Musik dient dem prominenten Motivationstrainer als Metapher für erfolgreiche Teams; er definiert acht Instrumente, ordnet sie Mitarbeiter-Typen zu und erklärt, wie sie in einem Orchester den richtigen Ton finden. Doch zurück zum Kern der Sache: den Chefs selbst. Nach allgemeiner Vorstellung stehen sie an der Spitze, entscheiden, kontrollieren – und verhalten sich, meint Boris Gundl, kaum anders als vor 100 Jahren. Gundl, Business-Coach mit einer Kolumne im "Handelsblatt", ruft in "Die Zeit der Macher ist vorbei" dazu auf, Mitarbeiter stärker einzubinden. Chefs sollten endlich innere Größe beweisen, loslassen und Verantwortung teilen. Nur so entstehe Raum, in dem Mitarbeiter um Erfolge kämpfen.

Einer, dem genau das schon gelungen ist, ist Detlef Lohmann: Er ist Inhaber und Geschäftsführer des Automobilzulieferers Allsafe Jungfalk in Engen, lässt seine Mitarbeiter bewusst an der langen Leine laufen und erzählt in "... und mittags geh ich heim" jetzt seine für viele sicher verblüffende Geschichte: Nach den Gesetzen der reinen (Betriebswirtschafts-)Lehre macht Lohmann so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann – und liegt trotzdem richtig.

Bücher, die in Führung gehen

➤ Boris Gundl: Die Zeit der Macher ist vorbei. Econ, 288 S., 19,99 Euro (August)
➤ Richard de Hoop: Macht Musik. So spielt Ihr Team zusammen, statt nur Lärm zu produzieren. Gabal, ca. 200 S., 24,90 Euro (September)
➤ Detlef Lohmann: ... und mittags geh ich heim. Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen. Linde, ca. 280 S., 24,90 Euro (August)
➤ Dietrich von der Oelsnitz und Michael W. Busch: Team: Toll, ein anderer macht’s. Die Wahrheit über Teamarbeit. Orell Füssli, ca. 224 S., 21,95 Euro (August)
➤ Richard K. Sprenger: Radikal führen. Campus, ca. 256 S., 19,99 Euro (September)