Branchen-Monitor Buch: erstes Halbjahr 2012

Die Abrechnung bitte!

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Ein Umsatzrückgang von 2,6 Prozent über alle Vertriebswege hinweg: So lautet die Bilanz des ersten Halbjahres 2012. Das Sortiment hat gut fünf Prozent verloren.

Der Schlussstrich unter die ersten sechs Monate 2012 kann gezogen werden – einige Buchhändler würden den Zeitraum angesichts der Umsatzzahlen wahrscheinlich am liebsten gleich wieder vergessen. Bei den Vertriebswegen Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser ergab sich im Juni ein Minus von 0,9 Prozent. Somit bleibt das erste Halbjahr um 2,6 Prozent hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück. Das geht aus den Berechnungen des Branchen-Monitors Buch hervor, den Media Control GfK International im Auftrag des Börsenvereins erhebt. Starke Ausschläge von minus 6,1 Prozent bis plus 2,6 Prozent haben die Entwicklung der drei Absatzwege in den vergangenen Monaten geprägt.

Der Sortimentsbuchhandel für sich genommen erlitt mit minus 5,4 Prozent eine Einbuße in mehr als doppelter Höhe als die Branche insgesamt. Die Berg-und-Tal-Fahrt reichte bei dieser Vertriebsschiene von minus 8,1 Prozent bis plus 0,5 Prozent. Das Juni-Ergebnis von minus 4,1 Prozent hat allerdings eher den Ausschlag ins Negative befördert (siehe Grafik 1).

Fazit zur Halbzeit 2012: Um die Zahlen des Jahres 2011 (minus 1,8 Prozent über alle Vertriebswege, minus drei Prozent im Sortiment) noch zu erreichen, ist in den kommenden Monaten eine Aufholjagd vonnöten – ein starkes Herbstprogramm und ein gutes Weihnachtsgeschäft sind dafür unabdingbar.

Gesamter Einzelhandel schneidet besser ab

Der Vergleich über die Branchengrenze hinweg zeigt, dass der Buchhandel derzeit hinter der Entwicklung des gesamten Einzelhandels herhinkt. Den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge wurden von Januar bis Mai 2012 (die Ergebnisse für Juni liegen noch nicht vor) nominal 2,3 Prozent und real 0,3  Prozent mehr umgesetzt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Ein Lichtblick bleibt: Im Juni hat sich die Abwärtstendenz im gesamten Buchhandel ein wenig abgeschwächt. Hard- und Softcover erzielten über die drei Absatzkanäle hinweg sogar einen minimalen Zuwachs von 0,4 Prozent. Und auch das Hörbuch, seit Monaten im roten Bereich, rettete sich mit einem Plus von 3,4 Prozent hinüber in die schwarzen Zahlen. Bei der Analyse Warengruppen zeigt sich, was viele Buchhändler bemängeln – das Fehlen großer Bestseller in der Belletristik: Hier ist ein Minus von 4,5 Prozent zu notieren. Kinder- und Jugendbücher überboten ihren Vorjahresumsatz immerhin um 1,1 Prozent. Gut gingen auch Ratgeber, die es auf ein Plus von 3,6 Prozent gebracht haben (siehe Grafik 2).

Überblick: Segment Essen & Trinken

Einen Zwischenstand zur Jahresmitte haben die Marktforscher von Media Control für Bücher aus dem Segment Essen & Trinken erstellt. Diese Warengruppe hält am Gesamtmarkt einen Anteil von 3,7 Prozent. Offensichtlich war der Hunger der Leser auf kulinarische Lektüre groß, denn im Vorjahresvergleich gewannen diese Titel immerhin 5,1 Prozent hinzu.
  • Themenkochbücher wiesen die beste Performance auf. Sie tragen mit fast 37 Prozent gut ein Drittel des gesamten Umsatzes dieser Warengruppe – und legten mit ca. 15 Prozent eine ordentliche Steigerung hin (siehe Grafik 3).
  • Die allgemeinen und Grundkochbücher, mit ca. einem Fünftel am Gesamtumsatz beteiligt, erreichten ein Plus von 5,8 Prozent.
  • Backbücher (Anteil: 9,6 Prozent) erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit und übertrafen ihren Vorjahreswert um satte 13 Prozent.
Bei den Top Ten Essen & Trinken der meistverkauften Titel gehören die ersten Plätze wohlbekannten Klassikern:
  • An der Spitze steht "Weber’s Grillbibel" von Jamie Purviance (Gräfe und Unzer),
  • Platz 2 geht an das Oetker Schulkochbuch (Jubiläumsausgabe),
  • Position 3 belegt "Schlank im Schlaf für Berufstätige" von Detlef Pape und Rudolf Schwarz (Gräfe und Unzer).
Deutschland, Österreich und Schweiz im Vergleich

Den Drei-Länder-Vergleich Österreich, Deutschland und Schweiz hat Media Control GfK International ebenfalls zur Jahresmitte vorgelegt (siehe Grafik 4). Am stabilsten zeigt sich die Lage in Österreich. Dort verlor der Buchhandel über die Vertriebskanäle Sortiment und E-Commerce – in der länder-übergreifenden Auswertung ist der Vertriebsweg Warenhaus nicht erfasst – lediglich 0,8 Prozent. Stark gebeutelt sind hingegen nach wie vor die Eidgenossen, die unter Preiswettbewerb und Wechselkurseffekten leiden – wie sich am Minus von 4,6 Prozent ablesen lässt. Von der rückläufigen Entwicklung tangiert sind sämtliche Editionsformen: Hard- und Softcover beispielsweise mit minus 4,1 Prozent oder Taschenbücher mit einem Verlust von 5,7 Prozent. Allerdings geht es für die Schweizer offensichtlich wieder bergauf. Im Gesamtjahr 2011 mussten sie ein Absinken der Einnahmen von 7,4 Prozent verschmerzen.

In Deutschland liegt das Ergebnis der zwei Vertriebskanäle bei minus 2,5 Prozent. Für alle drei Nationen zusammen ergibt sich eine Umsatzlücke in ebendieser Höhe.

Christina Schulte