Buchtage 2012

Briefwahlrecht wird ausgeweitet

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Gleich eine ganze Reihe von Anträgen hatte die Hauptversammlung des Börsenvereins am Nachmittag abzuarbeiten. Das Ergebnis der Abstimmung.

Modifiziert angenommen: Antrag zu den Versandkosten:

Ein Antrag von Christian Röhrl (Buchhandlung Bücherwurm, Regensburg) fand in abgeänderter Form eine Mehrheit: Die AG Pro des Börsenvereins soll sich intensiv mit der Frage der Versandkosten beschäftigen und damit Vorarbeit für entsprechende Verhandlungen in und zwischen den Fachausschüssen leisten (164 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen, 18 Enthaltungen).

Ziel des Antrags war es eigentlich gewesen, die Verkehrsverordnung dahingehend zu ändern, dass die Versandkosten künftig von den Versendern getragen werden. Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang machte allerdings deutlich, dass die Hauptversammlung ohne Vorberatung und Einigung der Fachausschüsse die Verkehrsordnung nicht ändern könne. „Alle Sparten müssen sich über eine Änderung einig sein, sonst besteht die Gefahr, dass die Verkehrsordnung an Geltungskraft verliert.

Angenommen: Briefwahl bei den Fachausschuss-Wahlen

Zustimmung fand auch ein Antrag des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente, die Briefwahl nicht nur bei den Vorstandswahlen, sondern auch bei den Fachausschuss-Wahlen zuzulassen (154 Ja-Stimmen). Über diesen Antrag wurde vorab intensiv diskutiert. Weil es für viele Buchhändler zu teuer und zu zeitaufwendig sei, nach Berlin zu kommen, sei es sinnvoll, die Briefwahl über die Vorstandswahlen hinaus zu erweitern, so AKS-Sprecherin Andrea Nunne und ihre Kollegin Anne von Bestenbostel in der Begründung. Zudem sei es manchmal kompliziert gewesen, die Stimmvertretungsformulare im Download-Bereich des Börsenvereins zu finden. Außerdem stelle sich für den Kollegen, der die Stimmvertretung wahrnehme, die Frage, wo er bei de Fülle der Kandidaten die Kreuze setze.

Eine Gegenrede kam von Schatzmeister Jürgen Horbach: Die Briefwahl habe in der Vergangenheit nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt. Gerade bei den vielen Kandidaten für die Fachausschüsse spiele die persönliche Vorstellung eine wichtige Rolle. Sein Verständnis von Demokratie sei es, dass man hingehen müsse, wenn man sich beteiligen wolle.

Eine grundsätzliche Frage an das Sortiment stellte Thomas Bez (Umbreit). „Was können wir tun, damit die Mitglieder hierher kommen?“. Er erinnerte daran, dass der Börsenverein bewusst die Abgeordnetenversammlung abgeschafft habe, um die Hauptversammlung zu stärken. „In welche Richtung fährt der Zug? Stimmen wir bald nur noch im Internet ab statt basisdemokratisch in unseren Hauptversammlungen zu entscheiden?".

Verleger Matthias Ulmer plädierte dafür „kundenorientiert" zu denken. "Mich macht stutzig, dass alle Sortimenter dafür reden, die Verleger dagegen. Wenn die Briefwahl ein dringender Wunsch des Sortiments ist, sollten wir dem nachkommen.“ Er  regte jedoch an, eine Online-Wahl durchzuführen, weil der Postweg zu aufwendig und teuer sei.

Verleger Karl-Peter Winters sah die Gefahr, dass letztlich über virtuelle Formen der Verbandsdemokratie der direkte, der persönliche Austausch nach und nach auf der Strecke bleibe. Im nächsten Jahr würden ohnehin Vorstandswahl anstehen, mit Briefwahl. „Da können wir dann sehen, wie die Briefwahl funktioniert und ob wirklich mehr Mitglieder abstimmen“. Wenn das zu einer stärkeren Beteiligung führe, könne man immer noch über eine Ausdehnung nachdenken.

 

Dieter Dausien (Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau) stellte dagegen klar, dass es bei dem AKS-Antrag einzig und allein um die Briefwahl-Möglichkeit bei den Fachausschuss-Wahlen gehe - und nicht darum, die Hauptversammlung und Verbandsstruktur an sich in Frage zu stellen.

Angenommen: Antrag zum VLB

 

Ein Antrag zum VLB kam vom Tübinger Buchhändler Hermann-Arndt Riethmüller. Er wolle allen stationären Buchhandlungen das VLB zu Konditionen anbieten, bei denen der Preis als Hinderungsgrund für die Nutzung entfalle. Zugleich appellierte Riethmüller an die Verlage, sich diesem Antrag anzuschließen, um das Sortiment als wichtigsten Absatzmarkt zu unterstützen. Keinesfalls sollten Amazon oder andere Großbuchhändler als Nutzer der Daten ausgeschlossen werden, genauso wenig sollten von der MVB prohibitive Preise erzwungen werden. Im Vorfeld des Antrags habe MVB-Geschäftsführer Ronald Schild vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema einzuberufen. Dies sei ein guter Vorschlag, so Riethmüller. Börsenvereins-Schatzmeister Jürgen Horbach forderte, dass auch die kaufmännischen Konsequenzen untersucht würden. Das Ganze sei ein komplexer Vorgang. „Da geht es um sehr viel Geld, das VLB ist ein wichtiger Umsatzbringer der MVB.“ Die Abstimmung mit der Maßgabe, eine Arbeitsgruppe zu bilden, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Lediglich zwei Gegenstimmen waren zu verzeichnen.

Abgelehnt: Antrag zur Fachpresse

Der Rostocker Buchhändler Manfred Keiper (andere Buchhandlung) hatte ebenfalls einen Antrag gestellt. Keiper fordert, die Rückführung des Zuschusses des Börsenvereins für die Geschäftsstelle des Verbands der Deutschen Fachpresse auf das Niveau von 2008 beziehungsweise die vollständige Streichung anzustreben. Der Vorstand werde beauftragt, intern zu prüfen, ob dieser Zuschuss gegen die Satzung des Börsenvereins verstößt. Vorstandsmitglied Karl-Peter Winters sagte, der Antrag gehe an einigen Stellen von falschen Voraussetzungen aus. Winters forderte, von einer „Schnellschussmentalität“ abzusehen. Andreas Auth (WBG) erinnerte daran, dass man für das Branchenmarketing Partner suchen – eben auch Fachverlage. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Abgelehnt: Antrag zur Änderung der Mitgliedersuche auf boersenverein.de

Verleger Klaus Kellner hatte den Antrag gestellt, die Mitgliedersuche auf dem Börsenvereinsportal anders zu platzieren, fand dafür aber keine Mehrheit.