Buchtage 2012

Bücher in der Cloud – und als Abo im E-Book-Shelf

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Noch im dritten und vierten Quartal 2012 will die MVB via libreka! mit Leih- und Mietmodellen für E-Books an den Markt gehen – und White-Label-Lösungen anbieten, die Buchhandlungen und Verlage nutzen können. MVB-Geschäftsführer Ronald Schild sprach heute auf den Buchtagen über Chancen und Hürden solcher Cloud-Lösungen.

Die Technik, die hinter diesen Modellen steht, ist das so genannte Cloud-Reading, bei dem die Daten, in diesem Fall: die E-Books, nicht auf dem Rechner des Nutzers gespeichert werden – sondern via Internet aus einer zentralen "Rechnerwolke" des Anbieters abgerufen werden. Der Nutzerkomfort steige dadurch – nicht zuletzt deshalb, weil die Probleme mit DRM-Schutz entfallen würden, so Schild.

Außerdem vereinfacht das Cloud-Reading Vertriebswege wie die E-Book-Leihe bei Bibliotheken oder die E-Book-Miete im Schulbuchgeschäft – für die Verlage "kein uninteressantes Modell", wie Schild betonte – denn bei jedem neuen Mietvorgang fällt ein Entgelt an.

Gleich eine neue "Vertriebsphilosophie" verbirgt sich laut Schild allerdings hinter dem so genannten E-Book-Shelf für Endkunden, der "Kür des Cloud-Geschäfts". Angelehnt an Flatrate-Modelle, wie es sie beispielsweise schon bei Hörbüchern gibt, können die Leser mehrere E-Books gegen einen festen Betrag nutzen - ein Beispiel aus einer Fülle von denkbaren Optionen: fünf Titel pro Monat für 19,90 Euro. Ob verlags- oder themenbezogen: Schild kann sich hier viele Angebote vorstellen – von der Buchhandlung, die auf Science-Fiction spezialisiert ist und ihren Kunden gegen einen Abo-Preis monatlich eine bestimmte Auswahl an digitalen SF-Titeln zur Verfügung stellt, bis zum Verlag, der Lesern ein E-Book-Abo für seine digitalen Bücher offeriert.

Schild warf bei der Präsentation auch einen Blick auf andere Branchen – etwa auf Netflix, einen Anbieter aus den USA, der mit seinen digitalen Video-Abonnements Apples itunes-Store überholt hat und jetzt auf einen US-Marktanteil von 44 Prozent kommt (Apple: 32 Prozent). "Apple hat innerhalb von zwölf Monaten die Marktführerschaft verloren, weil es sich nicht schnell genug für ein solches Streaming-Modell entschieden hat. Das sollte uns zu denken geben", so Schild. In Deutschland haben sich solche Abo-Modelle bereits im Hörbuch etabliert – das Audiobook-Portal Audible mache 85 Prozent seiner Umsätze mit der Flatrate-Lösung. Auch im Buchbereich gibt es solche Modelle bereits: Schild stellte hier Safari Books online vor – eine Plattform für digitale IT-Literatur in den USA.

Über einen "White-Label-Service" will auch libreka! Miet- und Abomodelle möglich machen. Schild präsentierte denkbare Kalkulationsmodelle, machte aber auch deutlich, dass die Abrechnung für Verlage komplexer als beim herkömmlichen E-Book-Verkauf wird. Wer mit dem Musterautorenvertrag des Börsenvereins arbeite, habe aber zumindest die rechtliche Seite schon mal abgedeckt. Der Saal im Berliner Congress Center war voll, das Publikum interessiert. Sowohl Buchhandlung als auch Verlage sind eingeladen, bei der Ausgestaltung des Angebots mitzuwirken – über die Online-Diskussionsplattform mvb-usergroup.de. Einfach registrieren unter www.mvb-online.de/invitation. Auch Schilds Präsentation ist dort abrufbar.