Buchtage 2012

Börsenverein: Bausteine für ein moderneres Urheberrecht

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Das Urheberrecht war das beherrschende Thema zum Auftakt der „Neue Zeiten, neue Seiten – Innovationen für die Buchbranche“ überschriebenen Buchtage in Berlin. Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder kündigte an, dass der Verband ein Grundlagenpapier für ein modernes Urheberrecht erarbeiten werde.

Honnefelder rekapitulierte in seiner Eröffnungsrede eine zuletzt intensiv geführte Urheberrechtsdebatte. In dieser sei das Selbstbewusstsein von Autoren und Verlegern kenntlich geworden – wie auch die normative Kraft der Buchkultur. Honnefelder forderte die Buchbranche jedoch zugleich dazu auf, intensiver mit jenen ins Gespräch zu kommen, "die Veränderungsprozesse beim Urheberrecht in Gang setzen".

Das Urheberrecht dürfe grundsätzlich nicht zur Disposition stehen. Das Netz stelle jedoch neue Herausforderungen, hinter denen das bisherige Urheberrecht zurück bleibe. Er kündigte an, dass der Börsenverein bis zur Frankfurter Buchmesse Grundsätze eines modernen Urheberrechts entwerfen werde.


 

Hanser-Verleger Michael Krüger gelang anschließend das Kunststück, gleich mehrere Reden zu halten, die er für den Auftritt in Berlin bereits wieder verworfen hatte. Er sprach also von einem Geschwindigkeitsrausch, der dazu führe, dass wir das Jetzt nicht mehr zu fassen bekämen. Und davon, wie dramatisch sich der Beruf des Verlegers in seiner Lebenszeit verändert habe. Doch immer wieder fiel er sich selbst ins Wort, in den Augen der jüngeren Kollegen sei dies womöglich bloß „Nostalgiekram“.

 

Sein dennoch sehr zeitgemäßes Resümee: „Wir sind Teil einer digitalen Gesellschaft geworden, ob uns das passt oder nicht.“ Und: „Wir werden uns verändern – verändern müssen, um nicht verändert zu werden.“ Doch auch digitale Zukunft brauche Herkunft, mahnte Krüger und forderte dazu auf, den „berechtigten Stolz, auf das, was wir tun“ zu kultivieren. Wer daran glaube, dass der Beruf des Verlegers Bedeutung habe, müsse dafür kämpfen. Krüger schloss – dramaturgisch konsequent – mit der Idee für eine weitere Rede, wie er sie am liebsten vorgetragen hätte.  Darin wäre es um die Frage gegangen, „warum Literatur immer noch mehr kann als alle Maschinen zusammen.“

Für Teil drei der Berliner Standpunkte zum Urheberrecht fand sich eine Diskussionsrunde zusammen, die zu klären versuchte, ob man von einer Legitimationskrise des Urheberrechts sprechen müsse oder ob lediglich ein Aufklärungsrückstand zu beseitigen sei. Die Antworten fielen verschieden aus.

KiWi-Verleger Helge Malchow verneinte eine solche Krise – ebenso wie die Schriftsteller Sibylle Lewitscharoff und Imre Török ­– und wies darauf hin, dass lediglich in Deutschland die Diskussion derart aufgeregt geführt werde. Für den Internetexperten  Matthias Spielkamp (i.Rights.info.) hingegen steht eine solche Krise außer Frage. Die Veränderungen durch neue Technologien würden zwangsläufig gesellschaftliche Veränderungen nach sich ziehen.

Malchow war es schließlich auch, der für einen Dialog plädierte. Das Gespräch dürfe nicht im Austausch von „metaphysischen Zuspitzungen“ stecken bleiben. Ohnehin glaubt er, dass die „Unfruchtbarkeit der Wiederholung extremer Grundsätze“ erkannt worden sei. Es komme jetzt darauf an, zu überlegen, wie das Internet nutzbar gemacht werden könne, mithin ein Weg zwischen neuen Freiheitsmöglichkeiten und Bedrohungsszenarien gefunden werde.