Börsenverein: Jahrestagung Ak Hörbuchverlage 2012

"Gehirngerecht operieren"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
In Köln treffen sich heute und morgen im Foyer von Bastei-Lübbe etwa 80 Vertreter der Hörbuchbranche zu ihrer Jahrestagung. Erster Tagesordnungspunkt: die Kunden. Über Kaufentscheidungen referierte der Berater Arnd Roszinsky-Terjung.
Mit seinem Vortrag "Customer's Delight? Über die Psychologie von Kaufentscheidungen" machte er die Hörbuchverleger auf die Grenzen der Wahrnehmung am Point of Sale (POS) aufmerksam. Erst einmal gab es Input: Etwa den, dass in jeder Sekunde die fünf Sinne das Gehirn mit 11 Millionen Bits Informationen versorgen, im gleichen Zeitraum verarbeitet unser bewusstes Erleben aber nur ganze 40 bis 50 Bits. Das meiste laufe also unbewusst – 70 bis 80 Prozent unserer Wahrnehmungen. "Wer es schafft, Vielfalt zuzulassen, aber den Umgang damit einfach zu gestalten, der revolutioniert Märkte", so Roszinsky-Terjungs Schluss. Google und Amazon führt er als Beispiele an.

Buchhandlungen schaffen das oftmals nicht und sind für Hörbücher eher eine feindliche Umgebung, meint Roszinsky-Terjung – auch weil Hörbücher noch kleiner als Bücher sind. Farbe, Schrift, Form in rauer Menge, absolut nichts Überraschendes fürs Auge. "Das ganze Gemüse hat keine Chance, unser Gehirn zu erreichen". Das einzelne Cover könne nur untergehen, so der Berater. Dann zeigte er seine Bildersammlung aus Buchhandlungen der Republik: Cellophan-Einschweißungen, die bei falschem Lichteinfall nichts erkennen lassen, schlechte Regalbeschriftungen, keine Blickfänger. Positive Beispiele habe er gesucht, aber nicht gefunden. "Es ist in Ihrem Interesse, den Handel noch einmal auf das Hörbuch einzuschwören", so Roszinsky-Terjung.

Seine Ratschläge: alternative Ordnungskriterien im Sortiment anregen, die Covergestaltung auf das wesentliche konzentrieren, experimentelle Präsentationskonzepte auf Großflächen testen, Schulungen für den Buchhandel organisieren und die Produktdaten-Darstellung auf dem Cover vereinheitlichen ("finden ist schöner als suchen").

Weiter ging es am Nachmittag mit Robert Fahle, Leiter mobile RTL interactive zum Thema Chancen innovativer Produktentwicklung, Mediennutzung und Distributionswege und der Podiumsdiskussion "Vorschauen und Werbemittel: Groschengrab oder messbare Verkaufsförderung".