Kongress Deutsche Fachpresse Essen

Alle Prozesse müssen verändert werden

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Strukturwandel in der Fachmedienbranche erfasst alle Bereiche im Verlag. Das machten die Eröffnungsvorträge am ersten Tag des Fachpressekongresses in Essen deutlich. Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation ist die Bereitschaft von Mitarbeitern und Management, ihre Einstellung zu verändern.

Das postindustrielle Ambiente der ThyssenKrupp-Zentrale in Essen gab den passenden Rahmen ab für den Kongress der Deutschen Fachpresse. Im Konferenzzentrum Q2, in dem sich rund 560 Teilnehmer einfanden, wird demnächst auch der IT-Gipfel der Bundesregierung stattfinden. Der richtige Ort also, um über den Strukturwandel in der Fachmedienbranche und die Geldquellen der Zukunft zu sprechen, wie Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir, Moderator des zweitägigen Kongresses, anmerkte.
Dass der Wandel kommt, vielleicht schneller, als manche Beobachter glauben – daran ließ Karl-Heinz Bonny, der Sprecher der Deutschen Fachpresse, keinen Zweifel. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, und die nächste Krise kommt bestimmt.“ Die Branche erlebe einen Paradigmenwechsel, sie stecke in vielfältigen, differenzierten Prozessen. „Alle Kanäle wollen bespielt werden, und technische Fragen werden immer wichtiger“, so Bonny. „Die neuen Devices bestimmen den Rahmen unseres Denkens.“

Prescott Shibles vom US-Beratungsunternehmen Vital Business Media sprach in seiner Key Note über den Paradigmenwechsel in der Fachinformation. Der Medienwandel, der sich derzeit in den USA beobachten lasse, sei unaufhaltsam: Print befinde sich im Niedergang, mobile Technologien und Services seien stark im Kommen, und die Social Media würden wie ein "Staubsauger" immer mehr Geld von den Medien absaugen. Dieser Trend werde sich weltweit ausbreiten, mit einer gewissen Verzögerung auch in Deutschland. Shibles' Rat an die Fachverleger: Weg von der Produktorientierung hin zu Plattformen und Services. Content-Vermarktung, die Monetarisierung von Datenbeständen und eine effizientere Ansprache der Zielgruppe über die eigene Website hinaus (beispielsweise durch Tracking der Kunden im gesamten Netz) würden immer wichtiger.

 

Was Transformation in einem Medienunternehmen heißt, demonstrierte York von Heimburg (IDG Communications Group) in einem Vortrag, der durchaus als Weckruf verstanden werden konnte. Die Bereitschaft zur Veränderung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Unternehmens im Transformationsprozess, lautete eine zentrale Botschaft von Heimburgs. Alle Prozesse im Unternehmen müssten vom Web und mobilen Anwendungen her gedacht werden. Dazu benötige man auch junge Talente, die teilweise dem Arbeitsmarkt noch gar nicht zur Verfügung stehen. Schließlich könne der Wandel zum Service-Unternehmen nur gelingen, wenn man alle Kompetenzen im Verlag miteinander vernetze. Redakteure, Technologen, Marketingfachleute bilden ein intelligentes Netzwerk, das gemeinsam die Umstellung bewältigen kann.