Hanser Berlin öffnet die Verlagsräume

Gute Laune am Checkpoint Charlie

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der neue Hanser Berlin Verlag lud zur Besichtigung der Verlagsräume und zur Vorstellung des ersten Programms. Es wurde eine beschwingte Feier in der Friedrichstraße.

Wenn gleich das erste Buch zum Bestseller wird, dann kann man wohl von einem sehr geglückten Verlagsstart sprechen. Noch dazu da dieses Buch, „Ziemlich beste Freunde", nicht geplant war und mit dem Werk der Anfang von Hanser Berlin quasi vorverlegt wurde. Für eine gehobene Stimmung der Gastgeber der Verlagsgründungsparty am Freitagabend in der Berliner Friedrichstraße war also schon vor Beginn gesorgt. Und sie trug wunderbar durch den Abend.

Wer wie Verlegerin Elisabeth Ruge ein erstes Programm mit großen Namen wie Richard Ford, Orlando Figes, Richard Sennett ankündigen darf, dessen Stolz lässt sich ganz gut nachvollziehen. Überraschend dabei ist auch schon Ingo Schulze, wenngleich auch nur mit einem dünnen Büchlein: „Unsere schönen neuen Kleider“ – dem Text einer Rede gegen eine „marktkonforme Demokratie“. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass es Ruge gelungen ist, schon zum Auftakt viele der Autoren zu versammeln, die mit ihr den Berlin Verlag zu einer wichtigen Adresse gemacht haben und die ihr unter einem neuen Label verbunden bleiben.

Nahe beim Checkpoint Charlie hat Ruge ihre Wunschadresse gefunden. Hier sei ihr Zentrum der Stadt, sagte sie in ihrer Begrüßungsrede: „Der Verlag an diesem Standort ist eine Art Geschenk.“ In den noch bücherlosen und regalfreien Verlagsräumen, die vormals eine Galerie beherbergten, in der ersten Etage eines Hinterhauses wie auch auf dem kleinen Innenhof davor drängte sich am Freitag das literarische Berlin: Kritiker, Buchhändler, Verleger und Autoren. Mitgastgeber Michael Krüger sprach charmant-humorvoll in die Runde, dass er sich umso mehr über die vielen Gäste freue, weil man ja wisse, dass es in Berlin ständig vielerlei Gelegenheiten zum Feiern gäbe. Der Hanser-Verleger wollte es trotzdem nicht unterlassen, daran zu erinnern, dass die Zeiten nicht einfach seien und der „Elektrohandel“ weiter an Raum gewinne. Der Blick auf seine Zuhörer (kein Elektrohändler zu sehen – alles Papierhändler), stimmte Krüger aber doch rasch wieder sehr froh.

 

Zu dieser Party waren manche auch eigens in die Hauptstadt gereist: Der Frankfurter Verleger Joachim Unseld zeigte einem ungläubigen Helge Malchow, Chef von Kiepenheuer & Witsch in Köln, das erste Exemplar seines neuen Unseld-Verlags. Und beruhigte gleich: Kein neuer Verlag, nur ein einmaliger Sonderdruck, ein Geschenk für Elisabeth Ruge. Zusammen mit anderen Präsenten fand man das Werk später auf einem Tisch in den Verlagsräumen.  Dort las dann auch noch Robert Scheer aus seinem Debüt-Erzählband „Der Duft des Sussita“. Eine nicht ganz einfache Premiere für ihn. Aber leicht und gelungen erschien an diesem sonnigen Frühlingsabend einfach alles.