Die Kochbuchverlage können sich also nur freuen. Zumal sie einen der wichtigsten Ernährungstypen, die von den Kölner Forschern herausgefiltert wurden, längst aufmerksam bedienen: Die "Naturisten", die beim Essen auf Bioprodukte und Nachhaltigkeit setzen, ihr Gemüse selbst ziehen oder im Hofladen kaufen – kurzum: Der typische "Landlust"-Leser. Der zweite Trend, die "Verwissenschaftlichung" von Ernährungsfragen, passt ebenso perfekt zum Kochbuch: Es liefert das Know-how für mündige Esser.
Zwischen Vernunft und Versuchung: So hat Rheingold die Studie überschrieben und den Verbraucher gemeint. Der Titel ist aber auch eine passende Zustandsbeschreibung für das aktuelle Tasten und Testen der Verlage. Wie groß ist die Versuchung, den digitalen Weckruf zu ignorieren und einfach weiter Kochbücher zu machen? Und was hat es mit Vernunft zu tun, wenn man viel Geld in E-Books und Apps versenkt – wenn die Kunden doch nach wie vor kräftig Kochbücher kaufen?
Offenbar eine ganze Menge. Denn in den nächsten Monaten fahren die Verlage ein reichhaltiges Menü an der E-Book-Tafel auf. Wirtschaftlich, so sagen die meisten, rechne sich das noch lange nicht. Aber durch den Wachstumsmarkt der Tablet-PCs könnte auch der bildlastige E-Kochbuchmarkt an Dynamik gewinnen – da will keiner den Anschluss verpassen. Printbuch, App, E-Book, multimediale Enhanced-Formate: Was schmeckt den Nutzern am Herd wirklich? Das ist die Gretchenfrage für Foodspezialisten. Wenn die Verlage alle Servierwagen parallel bestücken, betreiben sie viel Aufwand – aber auch Zukunftssicherung. Denn dass sich ein Sowohl-als-auch eher am Markt einstellt als ein Entweder-oder, zeigen etwa die Kochportale im Netz. Chefkoch.de & Co. haben das Kochbuch nicht dauerhaft auf Diät gesetzt.
Lesen Sie weiter zum Thema im Extra Essen & Trinken im aktuellen Börsenblatt, Heft 18, ab Seite 37.
