Börsenverein

Rheinland-Pfalz votiert für den Dreiklang

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Fusion der drei Landesverbände nimmt Formen an: Einstimmig haben die Mitglieder in Rheinland-Pfalz gestern dem Fusionsvertrag mit den Hessen und den Saarländern zugestimmt. Zweites großes Thema: Das Schulbuchgeschäft.

Mittlerweile steht auch der Name für den geplanten Dreiländerverband fest: Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland wird das neue Gebilde schnörkellos heißen. Die Saarländer haben den Fusionsvertrag bereits am 28. März durchgewunken, die Entscheidung in Hessen steht am 10. Mai an.

Unter notarieller Aufsicht gab der Landesverband Rheinland-Pfalz am Mittwochnachmittag grünes Licht für den Zusammenschluss, rückwirkend zum 1. Januar 2012. 15 stimmberechtigte Mitglieder mit insgesamt 19 Stimmen votierten für die Fusion, ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen. Die drei Verbände arbeiten schon lange zusammen, teilen sich beispielsweise eine Geschäftsstelle unter der Leitung von Klaus Feld. Nun geben sie ihre rechtliche Eigenständigkeit auf, um aus Kosten- und Effizienzgründen noch enger zusammenzurücken - unter einem Vorstand und mit nur einer jährlich stattfindenden Hauptversammlung.

Matthias Hutzel, Marketing- und Vertriebsleiter beim Verlag Schott Music, stimmte die Mitglieder auf dieses "Triple-Konzert" schon mal unter musikalischem Blickwinkel ein: Der traditionsreiche Musikverlag, idyllisch in der Mainzer Altstadt gelegen, war Gastgeber der rheinland-pfälzischen Hauptversammlung, die im sogenannten Hartmann-Studio stattfand - mit Konzertflügel auf drehbarer Bühne. Hutzel skizzierte die Geschichte des Traditionsverlags, der klangvolle Namen im Programm führt, später gab es noch eine Führung durchs Haus.

Dazwischen wurde nicht nur der Fusionsvertrag beschlossen, sondern auch eine Resolution gefasst: Die Mitgliederversammlung forderte den Cornelsen Verlag einhellig dazu auf, seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen bei den Konditionen für den Buchhandel zu konkretisieren. Statt den Rabatt an eine nicht näher bezifferte "Umsatzentwicklung" der Buchhandlung zu knüpfen, müsse eine transparente, faire und feste Umsatzstaffel eingeführt werden, so die Mitglieder unter dem Vorsitz von Kontrast-Verlegerin Barbara Jost.

Geschäftsführer Klaus Feld hatte vorher den Hintergrund der Resolution erläutert: Cornelsen habe Buchhändler in Rheinland-Pfalz im Januar angeschrieben und den bisher gewährten Sonderbonus mit Verweis auf die negative Umsatzentwicklung 2011 gekürzt - ohne dafür konkrete Umsatzunter- oder Obergrenzen zu nennen.

Cornelsen sei offenbar sehr an "Individualverträgen" gelegen, ergänzte Susanne Arnold von der Buchhandlung Machwirth in Alzey. Mit der Resolution wollen die rheinland-pfälzischen Sortimenter nun gemeinsam Verhandlungsstärke zeigen. Durch das neu eingeführte Leihsystem in Rheinland-Pfalz unterliege das Schulbuchgeschäft dort ohnehin einer "Fahrstuhlbewegung", stellte Eberhard Duchstein von der Koblenzer Buchhandlung Reuffel klar: "Darauf haben wir Buchhändler keinen Einfluss." Der Umsatz hänge vom Bestellrhythmus der Schulen ab.

Dass die Schulbuchleihe, die 2012 auf die Grundschulen ausgeweitet wird, das Alltagsgeschäft nicht gerade leichter macht und auch die Geschäftsstelle des Landesverbands auf Trab hält, hob Feld ebenfalls in seinem Geschäftsbericht hervor. Die neuen Schulbuchlisten sollen erst am 18. Mai veröffentlicht werden, bis zum 15. Juni können die Eltern dann über das Schulbuchportal ordern.

Felds Erfahrung in Rheinland-Pfalz: Die Schulbuchträger würden zunehmend auf Dienstleistungen der Buchhandlungen bei der Aus- und Rückgabe der Schulbuchpakete zurückgreifen.

Weitere Themen der Jahreshauptversammlung:

  • Die Werbekampagne für Bücher und fürs Lesen, die der Landesverband vor Ostern in Rheinland-Pfalz gestartet hat, wurde vom Buchhandel begrüßt. Eine Fortsetzung ist für November angedacht.
  • Aktuell zählt der Landesverband 350 Mitglieder. 2011 sind sieben neue dazugekommen, 21 Firmen sind ausgeschieden. "Wir müssen leider vermehrt Geschäftsschließungen aus wirtschaftlichen Gründen verzeichnen", so Feld, der bei dieser Gelegenheit noch einmal für die Beratungsleistungen der Geschäftsstelle warb, etwa bei betriebswirtschaftlichen oder arbeitsrechtlichen Problemen.
  • Obwohl die Mitgliedsbeiträge rückläufig sind, steht der Landesverband finanziell solide da: Statt mit dem erwarteten Minus von 5.600 Euro konnte das Jahr 2011 mit einem positiven Ergebnis von 1.400 Euro abgeschlossen werden, wie Schatzmeisterin Susanne Arnold berichtete. Ein Etat für 2012 war diesmal nicht auf den Weg zu bringen: Das wird demnächst die erste Mitgliederversammlung des neuen Dreiländerverbands übernehmen. Sie soll zusammenkommen, sobald auch die Hessen grünes Licht geben und der Eintrag ins Vereinsregister erfolgt ist.
     
  • Rheinland-Pfälzisches Sonderthema: Der Vorlesewettbewerb. Durch die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen zur Realschule plus ändert sich, politisch gewollt, auch die Kategorisierung beim Vorlesewettbewerb. Hauptschüler müssen nun direkt gegen Gymnasiasten antreten: "Da leidet die Motivation", so die Beobachtung von Susanne Arnold in ihrer Stadt Alzey. Immerhin: 68 Prozent der Schulen in Rheinland-Pfalz beteiligen sich am Vorlesewettbewerb - damit schafft es das Bundesland im deutschlandweiten Ranking auf Platz zwei.

Zum Schluss der Tagung standen noch zwei Fachvorträge auf dem Progamm:

  • Harry P. Jost, Pressesprecher des Verlagskarree Rheinland-Pfalz, berichtete von den Plänen für die Büchertage Rheinland-Pfalz, die Ende Mai, Anfang Juni 2013 zusammen mit einer Buchmesse in der Mainzer Rheingoldhalle stattfinden sollen. Im Verlagskarree sind 22 Verlage aus Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen. Die Büchertage sollen neben Lesungen auch Kinoveranstaltungen und Seminare für Jungautoren umfassen und eine Woche lang dauern, wie Jost erläuterte. Die Messe selbst sei von Donnerstag bis Sonntag angesetzt. Kultur- und Wirtschaftsministerium prüfen derzeit finanzielle Unterstützung für das Projekt, das sich noch weiter konkretisieren muss.
  • Ingrid Röder, Mitinhaberin der Buchhandlung Rote Zora im saarländischen Merzig, stellte den preisgekrönten Internetauftritt ihrer Firma vor. Das Erfolgsrezept: Personalisierung, Regionalisierung. So finden sich zur Zeit aktuelle Buchtipps zur Kommunion auf der Homepage der Buchhandlung. Hingucker: Ein Foto von Röder selbst als Kommunionskind, verknüpft mit einem Gewinnspiel für die Kunden: "Wer ist auf dem Bild zu sehen?". Außerdem zeigt die Buchhandlung mit einem monatlichen Newsletter Flagge. Röders Rat an die Kollegen: "Sich nicht an Amazon abarbeiten, sondern das Internet als Schaufenster für die Selbstdarstellung nutzen". Webshop via Libri und der direkte Bestellweg über die Buchhandlung gehören bei der Roten Zora trotzdem dazu.