London Book Fair

Das gedruckte Buch lebt

17. April 2012
von Börsenblatt
„Die Berichte über meinen Tod sind reichlich übertrieben“, sagte  Mark Twain, nachdem das New York Journal einen Nachruf veröffentlicht hatte. Ähnliches könne man auch über das gedruckte Buch sagen, wenn man die diesjährige London Book Fair (LBF) zum Maßstab nehme, meint Holger Ehling, der für boersenblatt.net von der LBF berichtet.
Ja, auch hier gab es reichlich viele Veranstaltungen aus der Elektroabteilung, aber das Kerngeschäft der Messe, der Handel mit Rechten und Lizenzen, florierte und machte einmal mehr deutlich, dass man gut beraten ist, sich vom E-Book-Business nicht über die Maßen beeindrucken zu lassen. Deshalb passte es recht gut zusammen, dass zum Auftakt der Messe sowohl die allgemeine Öffnung der Rowling-Website „Pottermore“ bekannt gegeben wurde als auch der Titel ihres neuen Romans, der ganz traditionell auf Papier veröffentlicht wird.

Ungewöhnlich geschäftig wirkte die Messe, die sich durch ihre Konzentration auf das Fachpublikum in der Vergangenheit zumeist als entspannter Gegenpol zu Frankfurt oder Leipzig präsentiert hatte.  Das wurde von Ausstellern und Besuchern als positives Signal gewertet, nachdem in letzter Zeit vor allem schlechte Nachrichten aus dem Buchhandel die Szene geprägt hatten. Tatsächlich scheint der Branchenführer Waterstones seine Krise überwunden zu haben, die im vergangenen Jahr zum Verkauf des Unternehmens an einen russischen Finanzinvestor geführt hatte.

Wie schon in Frankfurter Skandalbuchmesse im Jahr 2009 sorgte der Ehrengast China auch in London für massive Proteste. Auch hier wurde die chinesische Zensurbehörde GAPP auserkoren, das literarische Programm zu gestalten, auch hier wurden deshalb vor allem Preisdichter des Regimes entsandt, um China zu repräsentieren. Woraus wir den Schluss ziehen können, dass Lernfähigkeit auch bei Buchmesse-Veranstaltern eine seltene Qualität ist.