Was fehlt: Der Schubs in die Realität

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Protokoll geschrieben, Excel-Datei mit den Kontaktdaten der Gruppe nicht abgespeichert - ein Start wie man ihn sich wünscht. "Macht nichts, wir sind Innovationsanfänger", sagt Tine Mikliss, die bei ProtoTYPE an dem Projekt "eQ" arbeitet, einem Gütesiegel für digialen Content.

Die Sonne spiegelt sich im See, der in der Mitte des Geländes der Buchmesse in Leipzig, ein großes Quadrat bildet. Mangas und Anime Filmen nachempfundene Fantasiefiguren (im Grunde 
Jugendliche, die mit ihren weitausladenden Kostümen und Instrumentarien die Gänge ein wenig
schwerer passierbar machen) posieren auf Treppenstufen und zwischen blühenden
Frühlingssträuchern. Das gebundene Buch und das E-Book sind mittlerweile Freunde. Alles gut in
 Leipzig.

Aber es soll noch besser werden. Und um der Besserung einen kleinen Tritt zu geben, sie zu 
bitten, sich ein wenig zu beeilen, hat ein Team um Börsenvereins-Mitarbeiterin Dorothee Werner das 
Innovationsprojekt ProtoTYPE ersonnen und ihm an diesem Buchmessewochenende in Leipzig mit
 rund 50 Teilnehmern den Startschuss gegeben. Verschiedene Teams haben verschiedene Ideen
 ausgeheckt, gepitcht und Mitstreiter gewonnen. In Gruppen werden sie diese Ideen nun bis zur 
Frankfurter Buchmesse zum ProtoTYPEN entwickeln. Dort werden die einzelnen Geschäftsmodelle
 den Kollegen aus der Branche vorgestellt. Mein Kollege und ich haben vergessen die 
Excel-Datei mit den Kontaktdaten unserer Gruppe abzuspeichern und somit sitze ich nun im Zug,
 das Protokoll des heutigen Tages bereit zum Versand an alle Teilnehmer meiner Gruppe, ohne die E-Mail-Adressen derselbigen. Ein Start in ein Projekt, wie ihn sich jeder Projektmanager wünscht.

Macht nichts, wir sind Innovationsanfänger und werden uns schon wiederfinden, um unseren
 genialen Coup auf den Weg zu bringen. Meine sechs Mitstreiter und ich haben "eQ" ausgeheckt. eQ bedeutet: electronic Quality - die Entwicklung eines Gütesiegel für digitalen Content. Das Siegel soll Orientierung im E-Book-Markt schaffen, der zunehmend auch von Self-Publishing-Angeboten beliefert wird.
 Bis zum fertigen Siegel ist es aber noch ein Stück Weg, den jede Gruppe und jede Idee vor sich hat.

An diesem Wochenende wurde erstmal gebrainstormt, Flipchartpapier mit werbenden Schlagworten 
vollgekritzelt, wenig geschlafen, in den drei Stunden Schlaf die Idee im Traum als Imperium weiter 
ausgeheckt, konkretisiert und sich im straffen Präsentieren geübt. Nebenbei wurde genetworkt, was 
das Zeug hält und Spaß gehabt, was sowieso alle Vorstellungskraft übersteigt. Alle, die aus dem
 Digital- und Business-Development-Bereich (Begriffe, die mir, glaub ich, noch nie so oft in so
 kurzer Zeit um die Ohren geflogen sind), haben endlich mal wieder so richtig mit ihren Brüdern und
 Schwestern im Geiste fachsimpeln können. Und nun heißt es bis zum Buchcamp im Mai, wo wir
 uns alle wiedersehen werden: die ersten Meilensteine umsetzen, erste Schritte und Recherchen 
anstellen und der Idee den ersten Schubs in die Realität geben.



Tine Mikliss war in New York beim German Book Office beschäftigt und in Hamburg als
 Pressereferentin beim Rowohlt Verlag. Sie hat die Jungen Verlagsmenschen gegründet und
 richtet zudem jedes Jahr zur Frankfurter Buchmesse den Autorenwettbewerb "You want to read?" aus.
 Gerade kommt sie aus Palästina zurück, wo sie mehrere Monate, u.a. für das Cinema Jenin,
 gearbeitet hat. 



Bei ProtoTYPE arbeitet sie mit ihrer Gruppe an dem Projekt "eQ": Entwicklung eines Gütesiegel 
für digitalen Content. Das Siegel will Orientierung im E-Book-Markt schaffen, der zunehmend auch von
 Self-Publishing-Angeboten beliefert wird.