Jugendbuchmesse Bologna

Mehr iPhones als Babies

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Auftakt zur Jugendbuchmesse in Bologna: Rund 200 Mitarbeiter von Verlagen, Literaturagenten und Illustratoren kamen gestern Abend zum traditionellen Empfang der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj). Deren Vorsitzender Ulrich Störiko-Blume hatte drei Trends ausgemacht - unter anderem die Entdeckung der Großeltern.
Meistens kenne er die Trends nicht und möge auch manches als Trend Benanntes nicht anerkennen, sagte Störiko-Blume. Das sei in diesem Jahr anders, meinte der avj-Chef und benannte drei Trends. Zum ersten einen "Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit": Zurzeit kämen pro Tag in der ganzen Welt 371.000 Babies auf die Welt, was von 378.000 neuen iPhones pro Tag übertroffen werde. Als zweiten Trend benannte er die Schließungen von Filialen großer Buchhandelsketten, wohingegen Osiander um 3% wachse und den Mitarbeitern eine Prämie von 1.000 Euro zahle sowie eine Umsatzrendite von 3% als einen schönen Erfolg bezeichne. "Beides ist nicht so groß wie bei VW, aber es zeigt doch, dass und wie man mit inhaltlich anspruchsvollem Profil wirtschaftlich gesund leben kann", folgerte Störiko-Blume. Als dritten Trend benannte er die Entdeckung der Großeltern: Die Idee der Einführung einer Großelternzeit durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder "finde ich eines der besten Vorhaben dieser Regierung. Wenn sie das hinbekommt, machen wir Ernst mit kinderfreundlicher, frauenfreundlicher und generationenfreundlicher Politik."
 
Die Verlage stünden aber "nicht hier, um von der deutschen oder irgendeiner anderen Regierung Wohltaten zu erbitten. Wir sind sind freie Unternehmer und Unterlasser, und folgen je nach unserer Konstitution dem Markt, dem Trend X, unseren Neigungen, unserem Qualitätsgefühl, den Wünschen unserer Kreativen und setzen entsprechende Bücher in die Welt: erzählt und illustriert, gedruckt und digitalisiert, gesprochen und gesungen. Wir machen schon unsere Jobs." Deshalb bäten sie auch nicht, sondern verlangten die Einhaltung von drei "bewährten und weiterhin vernünftigen Grundregeln:
1.     Den glasklaren und energischen Schutz des Urheberrechts. Es kann in einem Rechtsstaat nicht als Grundverständnis akzeptiert werden, demzufolge nicht nur Online-Junkies, sondern Politiker davon reden, dass wir das Recht den Gebräuchen im Internet anpassen müssten.
2.     Den Fortbestand der Garantie der Ladenpreisbindung. Dieses Thema darf nicht zum Spielball von internationalen Großunternehmen oder populistischen Ideologen werden.
3.     Den Fortbestand der Garantie des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Bücher, ja dessen Ausweitung auf Hörbücher und E-Books."