Leipziger Buchmesse: Eröffnung im Gewandhaus

Eine notwendige Arbeit

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Mit der Auszeichnung für die Historiker Ian Kershaw und Timothy Snyder ist am Mittwoch die Leipziger Buchmesse im Gewandhaus eröffnet worden. Beide erhielten für ihre zuletzt erschienenen Werke „Das Ende. Kampf bis zum Untergang“ und „Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin“ zu gleichen Teilen den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

Den Arbeiten des Briten Kershaw und des Amerikaners Snyder ermöglichten ein vollständigeres und angemesseneres Bild von Europa, sagte der deutsche Historiker Karl Schlögel in seiner Laudatio. Die europäische Verständigung komme ohne ihre Arbeit nicht aus.

Kershaw warnte vor einer Rückkehr engerer nationalstaatlicher Interessen in Europa. "Eine Zunahme von negativen Stereotypen, von Ausländerfeindlichkeit und auch von Rassenhass wäre zweifelsohne die Folge davon." Europa erlebe derzeit die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber Optimismus sei angebracht: "Die schon erzielte europäische Verständigung bröckelt zwar im Augenblick. Aber sie wird nicht verschwinden und sich auf die Dauer wohl sogar weiter vertiefen."

Snyder verwies in seiner Rede auf eine lange Reihe von Lehrern, denen er viel zu verdanken habe. Vor allem aber gründe sein Buch auf einer Arbeit, die in den 30er und 40er Jahren getan wurde. Es „wäre nicht möglich gewesen ohne die Zettel, die Menschen aus Bussen warfen, als sie zu ihrer Hinrichtung außerhalb von Warschau oder Vilnius gefahren wurden. Ohne die Tagebücher polnischer Offiziere, die in Katyn und anderswo erschossen wurden", sagte er.

Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder hatte zuvor den Verlegerberuf verteidigt und hervorgehoben, wie wichtig es sei, das Urheberrechts auch im Netz zu schützen. (Die Rede ist nachzulesen unter dem unten angeführten Link: "Von Feindbildern...")