SBVV zum Volksentscheid

Dani Landolf: "Die Preisbindung hätte die Steuerzahler keinen Franken gekostet, alle Alternativen schon"

11. März 2012
von Börsenblatt
Gut 56 Prozent der Schweizer haben heute gegen die Wiedereinführung fester Bücherpreise votiert. Statt sich zurückzuziehen, sammelt der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) bereits neue Kräfte - und dankt den Unterstützern. Man werde "weiterhin für eine vielfältige Buchlandschaft kämpfen und die Herausforderungen mit großem Engagement angehen", heißt es in einer Mitteilung an die Medien. boersenblatt.net dokumentiert die Erklärung im Wortlaut.

"Mit Bedauern nimmt der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV das Nein
 des Schweizer Stimmvolks zum Buchpreisbindungsgesetz zur Kenntnis. Vor dem Hintergrund der Diskussionen über die Hochpreisinsel Schweiz und weil die vollen Konsequenzen der 2007 abgeschafften Buchpreisbindung erst in den kommenden Jahren deutlich sichtbar werden, konnte keine Mehrheit von den positiven Wirkungen des Gesetzes überzeugt werden.

In der Romandie, wo die negativen Folgen einer seit bald 20 Jahren fehlenden Preisbindung offensichtlich sind, ist die Notwendigkeit der Buchpreisbindung erkannt worden. Trotz der im Vergleich zu den Nachbarländern schlechten Rahmenbedingungen wird die Schweizer Buchbranche alles daran setzen, weiterhin für eine vielfältige Buchlandschaft zu kämpfen und die Herausforderungen mit grossem Engagement angehen.

Der SBVV geht davon aus, dass sich die Schweizer Buchhandelslandschaft in den kommenden Jahren ohne gute Rahmenbedingungen weiter markant verändern wird, und zwar zu Ungunsten des unabhängigen Buchhandels. Eine Entwicklung, die auf lange Sicht nicht ohne negative Folgen für die Schweizer Verlagslandschaft und der damit verbunden Förderung von Schweizer Autoren bleiben wird – also auf Kosten der kulturellen Vielfalt geht. Der SBVV wird dennoch weiterhin mit ganzer Kraft und geeint für eine vielfältige Schweizer Buchlandschaft kämpfen.

Trotz der Niederlage freut sich der SBVV darüber, dass das Buch durch den Abstimmungskampf so große Aufmerksamkeit erhalten hat und sich so viele Menschen aktiv für das Kulturgut Buch eingesetzt haben. Das ist vor allem der Unterstützung der über 1.300 Personen zu verdanken, die sich im Komitee "Ja zum Buch" engagiert haben – darunter zahlreiche Autorinnen und Autoren sowie Politiker aus den Parteien BDP, CVP, CSP, EDU, EVP, Grüne, FDP, SP und SVP und Arbeitnehmerorganisationen.

Sie waren den unzähligen Branchenvertretern – vom mittelständischen Verlagshaus über die Dorf- buchhandlung, von der Kochbuch-Autorin bis hin zum Lehrmittelverlag – eine große Hilfe. Das ist für den SBVV Verpflichtung und Ansporn zugleich."

Auch Marianne Sax, Präsidentin des SBVV und Buchhändlerin, und SBVV-Geschäftsführer Dani Landolf kommen in der Mitteilung noch einmal persönlich zu Wort.  

Marianne Sax: "Uns war von Anfang an klar, dass diese Abstimmung eine fast unmögliche Aufgabe werden würde. Deswegen hat unsere KMU- Branche die Gelegenheit für eine positive Kampagne für das Kulturgut Buch nutzen wollen. Das ist uns gelungen. Nie zuvor wurde so intensiv über das Buch debattiert. Die Diskussionen, die alle Buchhändlerinnen und Buchhändler mit ihren Kundinnen und Kunden in den vergangenen Monaten führten und die vielen Veranstaltungen mit Verlegern, Autoren und Buchhändlern waren beste Werbung für das Buch und die Schweizer Buchbranche."

Dani Landolf: "Das Nein zur Buchpreisbindung ist ein Nein zu einfachen und guten Rahmenbedingungen für die Schweizer Buchbranche, die in einem riesigen Strukturwandel steckt. Die Preisbindung hätte die Steuerzahler keinen Franken gekostet, alle Alternativen schon. Wir werden trotzdem weiterhin mit ganzer Kraft für eine vielfältige Schweizer Buchlandschaft kämpfen."