Die Sonntagsfrage

Speed-Meeting in Leipzig: Wer kriegt den Job, Frau Dörrich?

11. März 2012
von Börsenblatt
Der Verbund Verlage der Zukunft und die Leipziger Buchmesse laden nächsten Freitag zum Speed-Meeting – und geben damit Nachwuchskräften die Chance, sich zehn Verlagen von ihrer besten Seite zu präsentieren. Jeder der zehn Bewerber hat dafür allerdings gerade einmal acht Minuten Zeit. Ob das reicht? Und worauf Unternehmen derzeit besonders achten? Antworten von Sabine Dörrich von der Personalagentur Dörrich.
Wer wenig Zeit hat, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Das macht Speedmeeting als Methode schwierig – und zugleich sehr reizvoll: Effizienter als durch ein persönliches Gespräch, auch wenn es nur acht Minuten dauert, lässt sich kaum herausfinden, ob ein Bewerber dieses gewisse „Etwas“ hat, das wir suchen.

Was mich angeht: Ich werde in Leipzig tatsächlich einige konkrete Angebote dabei haben, vor allem für die Bereiche Herstellung und Vertrieb. Und auch wenn es etwas abgetragen und banal klingt: Die fachliche Qualifikation muss stimmen, aber die persönliche Ausstrahlung ist ebenfalls wichtig. Personalentscheider legen viel Wert auf diesen menschlichen Faktor.

Mich interessiert in erster Linie, wie jemand auftritt, wie aktiv er wirkt, welche Fragen er stellt und wie viel Verantwortung er dafür übernimmt, dass ein guter Dialog in Gang kommt. Daran lässt sich eine ganze Menge ablesen, vor allem – wie engagiert jemand an seine Aufgaben herangehen wird, wie team- und kommunikationsfähig er ist.

Gerade bei jungen Nachwuchskräften erlebe ich es leider recht häufig, dass sie an Bewerbungs- und Karrieregespräche ziemlich passiv rangehen. Auf Fragen antworten sie oft einsilbig, wollen umgekehrt nur wenig wissen, wirken introvertiert oder schüchtern. Man überlegt dann schon, ob so jemand zum Beispiel im Kundenservice oder einem anderen Job mit viel Anforderung an die Kommunikationsfähigkeit richtig ist.

Junge Leute haben eigentlich einen Sympathiebonus, aufgrund ihrer oft erfrischenden Art und ihrer Neugier. Mit diesem Pfund können sie wuchern. Dass sie bei allem manchmal etwas unsicher agieren, nimmt ihnen kein Personalentscheider übel. Mir jedenfalls ist eine schräge oder vielleicht auch falsche Antwort lieber als eine regelkonforme 0815-Antwort. Ich rate deshalb immer dazu, möglichst authentisch und unverkrampft aufzutreten.