Binooki: Verlag für türkische Literatur

"Das Buch gefällt uns - wir nehmen es"

5. März 2012
von Börsenblatt
Inci Bürhaniye und Selma Wels haben in Berlin den Binooki Verlag ins Leben gerufen. Sie wollen zehn Titel pro Jahr veröffentlichen, gedruckt und als E-Book. boersenblatt.net sprach mit den Schwestern über ihr Engagement für türkische Literatur, Auswahlkriterien für Autoren und das Leben in zwei Kulturen.

Die Marktsituation für übersetzte türkische Literatur ist in Deutschland nicht gerade rosig – fürchten Sie nicht, dass der Binooki Verlag auf Dauer ein Minusgeschäft wird?
Selma Wels: Wir haben selbstverständlich vor der Gründung unseres Verlags den Markt analysiert. Und ja, türkische Literatur hat sich bisher im Buchmarkt nicht behaupten können. Das hat sicherlich mehrere Gründe. Was andere Verlage, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, falsch oder richtig gemacht haben, wollen und können wir jedoch nicht beurteilen und schon gar nicht bewerten. Wir glauben allerdings sehr stark daran, dass das Potenzial und Interesse sich mit dieser Literatur auseinander zu setzen, vorhanden ist - insbesondere in Deutschland. Ausgehend von dem eigenen Bedürfnis, türkische Literatur auf Deutsch zu lesen, haben wir den Markt unter unsere Fittiche genommen und sind in diesen eingetreten. Ohne jahrzehntelange Verlegertradition im Gepäck denken wir, dass wir den Weg auch anders und flexibler gehen werden.
 
Wo haben Sie gelernt, wie man Bücher macht?
Inci Bürhaniye: In der Köpenicker Str. 154a in Berlin-Kreuzberg. Am 18.1.12 um genau 11:23 Uhr haben wir unseren allerersten Buchdruck-Auftrag erteilt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Über welche Vertriebskanäle wollen Sie die Leser erreichen?
Wels: Hauptsächlich über unseren eigenen Online-Shop auf www.binooki.com und über ausgewählte Buchhandlungen.

Wie wichtig ist dabei das Geschäft mit E-Books?
Wels: Sehr. Das klassische Buch ist zeitlos und wird nie aussterben. Doch die Zukunft ist eindeutig digital.
 
Sie wollen in diesem Jahr zehn Titel veröffentlichen. Nach welchen Kriterien haben Sie die Autoren ausgewählt?
Bürhaniye: Das ist ganz einfach. Das Buch gefällt uns - wir nehmen es. Das Buch gefällt uns nicht - wir nehmen es nicht.
 
Wofür steht eigentlich der Verlagsname Binooki?
Bürhaniye: Binooki steht wirklich nur für unseren Verlag. Das türkische Wort "binoki" hingegen bedeutet Zwickerbrille, die im Gegensatz zum Monokel zwei Gläser hat. Und da wir schon unser ganzes Leben damit verbringen zwei Kulturen und zwei Heimaten in uns zu verbinden, sind zwei Gläser für unsere Betrachtungsweise definitiv hilfreicher als nur eines.

Interview: Kemal Calik