AkV-Jahrestagung

Muss sich die Buchbranche bescheiden?

2. März 2012
von Börsenblatt
Wer „Zukunftsszenarien“ entwirft, der outet sich als Optimist oder Pessimist. So war es auch bei der AkV-Podiumsdiskussion rund um die Fragen: „Wie verändern sich Produkte und deren Vertrieb?“ Und: „Welche Konsequenzen hat das für kleinere Verlage?“

Zu düsteren Projektionen sah sich der Verleger Dietrich zu Klampen, der zugleich Buchhändler ist, genötigt: Die Aussichten für Buchhandlungen seien desaströs, das E-Book-Geschäft werde ohne sie gemacht, ihre Rolle als „Information-Monopolisten“ hätten sie längst eingebüßt. Die Krise der Großflächen sieht er als ein Menetekel auch für die kleinen Sortimente. Die Verlage seien gezwungen, darauf zu reagieren, das „der Hauptvertriebspartner wegbricht“: mit kleineren Auflagen.

Auch Susanne Lange Wissinger, ehemals Random House, jetzt Geschäftsführerin beim Westend Verlag, glaubt, dass die derzeitige Entwicklung im stationären Sortiment akute Auswirkungen auf die Verlagsprogramme – vor allem auch großer Häuser – haben wird: „Das ist eine Bedrohung, Titelproduktion und Werbebudgets müssen überdacht werden.“ Für AKEP-Sprecher Steffen Meier vom Ulmer Verlag hingegen ist das nicht ausgemacht: „Woher wissen wir, dass wir das nicht kompensieren können?“

Das Kompensationspotenzial des Online-Handels wurde in der von Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir moderierten Runde nicht diskutiert. Gestritten wurde jedoch über die Frage, ob die aktuellen Flächenverkleinerungen der großen Filialisten und der breite Umsatzrückgang im stationären Sortiment einen neuen Status quo besiegelt. Vielleicht, so die Vermutung, habe die Branche zu lange über ihre Verhältnisse gewirtschaftet. Der These von der Verlags- und Bücherschwemme widersprach Lange Wissinger: „Wir sind nicht am Zenit, sondern an einem gravierenden Punkt der Veränderung.“

 

Während AKEP-Sprecher Steffen Meier vom Ulmer Verlag im unmittelbaren Kundenkontakt über Social Media-Kanäle neue Chancen für Verlage ausmachte, beurteilte zu Klampen solche Aktivitäten als Überforderung: „Wer soll das alles leisten?“ Lange konstatierte moderater „erste Gehversuche auf Social Media-Plätzen“. Ihr Fazit: „Es bringt etwas.“