Freie Universität Berlin

Rosemarie Tietze mit Gastprofessur

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Übersetzerin Rosemarie Tietze, München und Oberkirch, wird im Wintersemester 2012/2013 die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der FU Berlin bestreiten.
Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet. Rosemarie Tietze folgt damit auf Frank Günther, Burkhart Kroeber, Stefan Weidner, Susanne Lange und Olaf Kühl (2011/12).

"Poetik der Übersetzung" – der Titel der Professur ist Programm. Denn ihr Zweck ist nicht übersetzungspraktische Fingerübungen für Literaturwissenschaftler, sondern die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens werden.

Rosemarie Tietze (geb. 1944) war Initiatorin und von 1997 bis 2009 Vorsitzende des Deutschen Übersetzerfonds, die hieraus hervorgegangene "Akademie der Übersetzungskunst" verdankt ihr entscheidende Impulse, so die Mitteilung zur Gastprofessur. Ihr übersetzerisches Oeuvre reicht von Dostojewski ("Der Großinquisitor", 1981), Vladimir Nabokov, Boris Pasternak und Boris Schitkow ("Wiktor Wawitsch", 2003) bis zu Andrej Bitow, dem zentralen Autor ihrer Werkbiografie. Acht Titel dieses Autors, von "Das Licht der Toten" (1990) bis zur Neuübersetzung von "Das Puschkinhaus" (2007), übersetzte sie aus dem Russischen, für Herbst 2012 ist das Erscheinen des Romans "Der Symmetrielehrer" im Suhrkamp Verlag angekündigt. Auf große Resonanz stieß zuletzt ihre "Anna Karenina"-Neuübersetzung, die zum Tolstoi-Jahr  bei Hanser erschien (2009).

Rosemarie Tietze wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, unter anderem dem Stuttgarter Literaturpreis (1990), dem Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1995), dem Brücke Berlin Preis 2008, den sie gemeinsam mit Andrej Bitow erhielt, und dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds (2010).