ProtoTYPE

"Da geht noch was, Buch, alte Schwarte"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Auf der Leipziger Buchmesse soll ProtoTYPE, das Innovationsprojekt des Börsenvereins, neue Ideen rund ums Buch zünden. Boersenblatt.net fragt bei Teilnehmern nach: Wofür braucht die Branche Prototypen?

Sonja Vogt (40), Texterin und Konzeptionerin, Content Kitchen, Hamburg

Seit ich mich für das Projekt beworben habe, steckt mir der Begriff "Branche" wie ein Steinchen im Schuh. Weil ich noch nie in einer Branche war. Ich weiß doch gar nichts darüber! Was Bücher angeht, bin ich User. Vermutlich bin Ich das Problem! Worum es geht: Um Liebe, um Betrug, um abhandengekommene Gewissheiten. Beziehungsfragen. Bei mir ist alles elektronisch, nur Bücher nicht, und ich weiß nicht: Droht jetzt der Bruch? Aber hey, da geht noch was, Buch, alte Schwarte. Wir arbeiten dran, du und ich. Und dann Happy End, Sonnenuntergang, Streicher, das volle Programm. Das wird schön!

Peter Delius (49), Verleger Peter Delius Verlag, Berlin:

Während sich Produktions- und Marketingstrukturen für E-Books langsam etablieren, haben sie in Bezug auf Apps noch Steinzeitcharakter. Die Sortierung und Suchbarkeit bei iTunes und im Android Market ist vorsintflutlich und orientiert sich in keinster Weise an den Konsumgewohnheiten von Buchkäufern: Die Sortierkriterien der Stores sind viel zu allgemein, um ein Suchen oder gar Stöbern nach Interessensgebieten zu erlauben – und so bleiben riesige Umsatzpotentiale ungenutzt, weil den potentiellen Käufern nicht das passende Angebot gemacht wird. Das müsste  nicht so sein, hier könnte schon eine relativ triviale eine Branchenlösung helfen.

Ulrich Jahn, Mitteldeutscher Verlag, Halle:

Bei der Diskussion um die Zukunft des Buches wird oftmals der wichtigste Faktor vergessen: der Kunde. Und die meisten Kunden wollen nicht notwendigerweise Bücher, sondern Befriedigung ihrer Bedürfnisse in Form von Informationen und Unterhaltung. Die Zukunft im Verlagswesen entscheidet sich somit nicht an der Frage ob Buch, E-Book oder App,  sondern ob es gelingt, Kundenbedürfnisse zu verstehen und daraus überzeugende Angebote zu entwickeln. Denn für den Kunden sind nicht nur der Inhalte entscheidend, sondern auch Nutzerfreundlichkeit und die Verfügbarkeit.

Die Buchbranche braucht einen Prototypen, der zeigt, dass auch für kleine und mittelständische Verlagshäuser ein hoher Grad an Kundenzentrierung nicht nur wünschenswert, sondern durch effiziente Prozesse und Kooperationen mit Technologiepartnern auch möglich ist.