Alexandra Kiesling spricht über den neuen Langenscheidt-IQ

"Der Maßanzug unter den Sprachlernangeboten"

2. März 2012
von Börsenblatt
Ab September startet Langenscheidt seine neue Sprachkursreihe "Langenscheidt IQ", die in einem crossmedialen Konzept individualisierbare Komponenten miteinander verbinden soll. Alexandra Kiesling (Bereichsleiterin Sprachen bei Langenscheidt) und Bernhard Kellner (Leitung Unternehmenskommunikation) geben Antworten zu Projekt und Produkt.
Was genau erwartet uns im Herbst? Wie wird die Produktreihe aussehen und aus welchen einzelnen Komponenten besteht sie konkret?
Das Paket wird fünf Module haben und diese Module werden durch einen „intelligenten Online-Lernmanager“ miteinander vernetzt. Die Module sind im Einzelnen: zwei Bücher inklusive Audio-CD (mit Wortschatz- und Hörübungen aus dem Buch), ein separater Audiokurs und mobile Applikationen (für die Systeme Android und iOs)  und noch ein USB-Stick auf dem sich die Software befindet und zuletzt noch vier Stunden im „virtual classroom“.

„Online-Lernmanager“ und „Virtual classroom“ – was ist das denn schon wieder?
Der „Online-Lernmanager“ ist das Herzstück des neuen Produktes, der alle Module miteinander verbindet. Hierüber findet die Individualisierung für den einzelnen Lerner statt: das Lernprofil des Nutzers wird erstellt und sein eigener Lernweg – je nach seinen Zielangaben zum Beispiel wie viel Zeit ihm zum Lernen zur Verfügung steht – ermittelt und dokumentiert. Anpassungen sind jederzeit möglich, sowohl durch den Lerner, wenn es Veränderungen bei seinen Zielen gibt, aber auch vom Lernmanager, wenn dieser merkt, dass einzelne Lernziele nicht erreicht werden. Wenn der „Lehrer im System“ beispielsweise Defizite im Bereich Wortschatzkenntnis feststellt, wird er dem Nutzer ein neue Lernroute vorschlagen. Der Lernmanager ist der Navigator.
Hinter dem „Virtual classroom“ verbirgt sich ein Online-Sprachunterricht mit einem realen Lehrer ... aber dazu später mehr.

Was für ein Aufwand! Wie lange hat denn bloß die Entwicklung gedauert?
Wir haben im Herbst 2010 angefangen uns intern sehr genau mit dem Thema „Wie erlernt man heute eigentlich eine Sprache“ beschäftigt. Das Ganze wurde durch eine große Marktforschung abgeschlossen. Ein zentrales Ergebnis war, dass es fünf Lerntypen gibt. Was noch spannender war: zwei von den ermittelten Lerntypen konnten wir mit unserem damaligen Programm gar nicht richtig bedienen. Ab Herbst 2012 ändern wir das mit dem neugestrickten Lernprogramm „Langenscheidt IQ“. Insgesamt haben wir bis zum Produktlaunch also zwei Jahre in die Entwicklung des Produktes gesteckt – unter Hochdruck! Dabei gilt: Das Produkt muss einfach sein, auch wenn das, was dahinter steht, hochkomplex ist.

Vielleicht noch ein paar Worte zu den erwähnten Forschungsergebnissen. Wer sind denn diese beiden neuen Lerntypen, die sie bisher nicht richtig im Fokus hatten?
Die haben ganz wundervolle Namen - es sind die: „virtuell Interaktiven“ und die „sozial Realaktiven“. Vereinfacht: Es sind Menschen die sehr viel unterwegs sind und dementsprechend viel Wert auf Flexibilität, Mobilität und Individualität legen und dabei auf allen Medien zu Hause sind. Aber, und das kam als Überraschung für uns, ein Buch wird im Lernprozess auch von ihnen erwartet.

Das ist doch eine schöne Nachricht für einen Verlag. Was machen Sie daraus?
Das Buch hat offensichtlich bei allen Lerntypen eine Ankerfunktion. Deshalb ist es bei unseren fünf Modulen natürlich mit dabei. Auch hier haben wir uns aber Gedanken gemacht: unsere Bücher haben eher Magazincharakter. Wir haben kleinteiligere Bücher entwickelt, was natürlich wieder dem Faktor Mobilität entgegenkommt. Wenn ich gerade in Kapitel 5 unterwegs bin, brauche ich auch nur dieses in meine Tasche zu stecken.
 
Und was bietet der angestrebte Medienmix? Wo liegen die Vorteile?
Wie gesagt: es geht darum die beiden neu ermittelten Lerntypen optimal zu bedienen, die wir mit „Buch“ oder „Buch plus Audio“ bisher nicht bedienen konnten. Wieder hat die Marktforschung erstaunliche Ergebnisse zu Tage gebracht: es gab keine Extremausschläge zu Gunsten eines bestimmten Mediums, ein Medienmix wurde gewünscht. Viel mehr war die Herausforderung das Bedürfnis nach „häppchenweise“ und „zwischendurch“ zu bedienen. In anderen Worten – einen Maßanzug für jede Zielgruppe zu schaffen.

Gibt es Cluster bei den Lerntypen? In der Art: Die „virtuell Interaktiven“ sind häufig Frauen zwischen 20 und 30?
Ich würde hier eher von Zielgruppen sprechen, die nicht nach statistischen Daten zusammengesetzt sind, sondern eben danach wie sie leben und Medien nutzen. Innerhalb der Gruppen gibt es dann – auf der zweiten Ebene – nochmal unterschiedliche Lerntypen: zum Beispiel den ganzheitlichen oder den visuellen Lerner. Das sind alles wissenschaftlich fundierte und etablierte Cluster. Und nun muss man eben jeden Lerner analog seines Typs abholen. Am Anfang von „Langenscheidt-IQ“ steht jeweils ein Selbsttest der den Lerntypen des Nutzers bestimmt. Eine Clusterung nach Alterstypen oder Geschlecht ist mir hier nicht bekannt.

Ok, und nun schlägt mir das Programm vor am Frühstückstisch das Buch und in der Bahn die App zu nutzen: Das klingt nach einem ziemlich hohen Organisationsaufwand. Wie kann der Nutzer vermeiden, dass er sich verzettelt?
Genau hier liegt ja der USP von unserem Produkt: es gibt mit dem Lernmanager jemanden der sie an die Hand nimmt und durch ihr individuelles Lernprogramm führt. Sie selbst müssen dann eigentlich nur die richtigen Medien zur Hand nehmen ... das kann ihnen keiner abnehmen.

Es ist ja schließlich ein „Selbstlernprogramm“. ...
Ja, aber durch die oben genannten integrierten vier Stunden im „Virtual Classroom“ bieten wir ja sogar hier einen neuen Service: die Schule im Internet. Der Bildschirm wird in diesem Modul zur großen Tafel und ein realer Lehrer kommuniziert mit den Nutzern und testet sie. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf den rein kommunikativen Fähigkeiten. In vier Mal 45 Minuten kommt man schon häufig zu Wort.
 
Und wie wird das neue Produkt vermarktet?
Der Buchhandel spielt für uns nach wie vor eine ganz große Rolle. Wir sehen durchaus seine Kompetenz auch digitale Themen und Produkte zu vermarkten – mit der Unterstützung durch uns. Beim Buchhändler laufen ja alle Lerntypen auf, deshalb ist es ganz wichtig ihn darauf zu schulen welches Produkt für wen in Frage kommt. Deutschlandweit werden wir Schulungen anbieten, zu denen die Nachfrage übrigens bereits sehr groß ist. Wir müssen schon Schulungsorte nachbuchen. Zum Abschluss vielleicht noch ein Zitat eines Buchhändlers nach einer Produktpräsentation: „Erstaunen – Verblüffung – Begeisterung.“


Zum Produkt:
Im Herbst 2012 kommen Englisch und Spanisch auf den Markt. In Planung sind Schwedisch, Italienisch und Französisch. Die Vertreter sind seit Januar in den Buchhandlungen unterwegs. Ein erstes Produktvideo finden Sie unten.