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Vom Schicksal eines Nachgelagerten

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Während der Wirtschaftskrise hatte der Buchhandel meist eine positive Umsatzentwicklung gemeldet; seit Mitte vergangenen Jahres verzeichnet man aber ein Minus. Zeichen einer nachgelagerten Entwicklung? "Ganz so einfach ist das nicht", meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Nur ein kleiner, senkrechter Strich macht den (wesentlichen) Unterschied zwischen Minus und Plus. Ein Vorzeichen, auf das die Branche sehnsüchtig wartet, denn das letzte positive Ergebnis bei der Umsatzentwicklung datiert von Mitte 2011. Seitdem ist das Minus zum steten Begleiter der Buchhändler geworden. Warum gerade zu einer Zeit, in der das Bruttoinlandsprodukt zulegt, der Einzelhandel gewinnt und die Deutschen sich von Angstsparern zu Konsumoptimisten entwickeln? Ein Erklärungsversuch.

Wir erinnern uns, als es in Deutschland kriselte – und die Branche davon kaum tangiert war, über weite Strecken sogar im Plus lag. Damals wiesen Experten immer wieder darauf hin, dass der Buchhandel ein nachgelagerter Wirtschaftszweig sei, die Krise dort erst mit Verzögerung ankäme, wenngleich sich niemand auf einen Zeitraum festlegen wollte. Kann heißen: Jetzt ist Krise im Buchhandel, während es anderswo wieder brummt. Also einfach abwarten, und dann kommt der Aufschwung auch zurück zum Buchhandel? Nachgelagert eben. Nein, ganz so einfach ist das nicht. Zu vielschichtig die Faktoren, die auf die Branche einwirken:
  • der Einfluss des Online-Buchhandels, der eine weitere Verschiebung der Vertriebskanäle mit sich bringt;
  • der Um- und Rückbau bei den großen Filialisten. Wenn die Marktführer wanken, kann das abfärben. "Müssen Sie jetzt auch schließen?" – die Frage werde ihnen häufiger gestellt, berichten viele Buchhändler;
  • die Verwässerung mancher Profile. Sind Sie noch Buchhandlung oder schon Gemischtwarenladen?
  • das zarte Pflänzchen E-Book-Geschäft, in dem das Sortiment seine Rolle noch finden muss.
Das Tröstliche: Die Fakten liegen auf dem Tisch, große Überraschungen wird es nicht mehr geben. Die richtige Zeit also, um Lösungen zu erarbeiten. Dann lässt sich auch das Schicksal eines Nachgelagerten meistern.