Didacta

"Digitale Schulbücher": 27 Verlage starten gemeinsame Initiative

15. Februar 2012
von Börsenblatt
Auf der Bildungsmesse in Hannover haben 27 Verlage und der Verband Bildungsmedien heute die gemeinsame Lösung "Digitale Schulbücher" vorgestellt - ein offenes Modell für die Nutzung elektronischer Unterrichtswerke. Marktstart des Angebots ist das Schuljahr 2012/13.

In einer ersten Version wurde heute die Website www.digitale-schulbuecher freigeschaltet, auf der sich Schulen, Schüler und Lehrer derzeit über den Stand des Projekts informieren können. Ziel der gemeinsamen Initiative sei es, so Martin Hüppe von Cornelsen, im schulischen Sektor einen gemeinsamen Standard für die Nutzung digitaler Inhalte zu schaffen und so dem Wildwuchs in diesem Bereich zu begegnen. Außerdem habe die Nachfrage nach digitalen Lösungen angezogen, so Hüppe.

Leitmotiv für die Entwicklung des Modells sei der Gedanke "Ein Format, eine Technik". Man habe eine offene Lösung entwickelt, die von Geräten und Betriebssystemen unabhängig sei und in allen Lernsituationen genutzt werden könne - online wie offline. Das Konzept für "Digitale Schulbücher" wurde im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit Schulen entwickelt.

Multimediale oder interaktive Funktionen sind in der ersten Version der Software noch nicht enthalten, aber der wesentliche Schritt, so Thilo Knoche vom Ernst Klett Verlag, sei es, Lehrer und Schulen an das digitale Schulbuch heranzuführen. In vielen Fällen seien Lehrkräfte noch durch die Komplexität der multimedialen Möglichkeiten überfordert.

In den Verlagen hingegen, so Knoche, gäbe es längst elektronische Schulbücher, die beispielsweise mit Animationen arbeiten. Es sei aber nicht sinnvoll, diese Titel schon in der Anfangsphase anzubieten.

Bis zum Marktstart im Schuljahr 2012/13 sollen mehrere Hundert digitale Titel bereitstehen. Um sie zu nutzen, müssen die Kunden einen Freischaltcode beim jeweiligen Verlag erwerben, den sie auf www.digitale-schulbuecher.de einlösen. Der gekaufte Titel wird dann sofort in das virtuelle Regal eingestellt, wo er dann vielfältig genutzt werden kann. So ist es beispielsweise möglich, in das geöffnete Schulbuch Lesezeichen einzufügen und Notizen anzulegen. Einmal angelegte Notizen lassen sich später auch offline nutzen.

"Digitale Schulbücher" enthält kein Vertriebskonzept: Die Inhalte werden von den Websites und Servern der Schulbuchverlage selbst bezogen, wobei jeder Verlag sein eigenes Geschäftsmodell anwenden kann. Die Möglichkeiten der Lizenzierung sind dabei sehr flexibel gehalten. Für die Sicherheit der Inhalte ist die Zertifizierung durch das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein geplant.

In einer späteren Phase wird das Konzept Digitale Schulbücher um weitere Funktionalitäten erweitert werden. Auch interaktive und kooperative Nutzungen sind dabei denkbar. Ob das geschieht, hängt allerdings auch vom Willen der Politik ab, die Schulen mit den nötigen Ressourcen auszustatten.

Eine Einbindung des Buchhandels in den Verkauf digitaler Schulbücher sei ebenfalls denkbar, sagte Alexander Bob, Chef der Cornelsen-Holding, am Rande des Pressetermins. Es müsse nicht beim Direktvertrieb über die Website des Verlags bleiben.

Wie eine solche Lösung aussehen könnte, ist noch offen. Aber es gibt Beispiele im Fachbuchhandel - etwa wenn mit der Printversion eines Buch zugleich ein Freischaltcode erworben wird, der dann auf der Verlagswebsite eingelöst werden kann.