Prototype

"Könnten Flatrates für E-Books ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell sein?"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Noch gut sechs Wochen bis zum Start der Innovationsplattform Prototype: Boersenblatt.net befragt jede Woche einen Branchenvertreter zu Aspekten der Innovation. Heute beschäftigt sich Verleger Armin Gmeiner mit der Frage, ob Flatrates für E-Books sinnvoll sein können.
"Das E-Book ist in erster Linie lediglich eine andere Editionsform. Statt in gedruckter Form als Hardcover oder Taschenbuch, stellt es den digitalen Inhalt auf einem Lesegerät dar. Insofern bietet sich an, dass auch das Geschäftsmodell dasselbe ist wie beim gedruckten Buch.
 
Ein neues Geschäftsmodell sollte die bisher Beteiligten nicht benachteiligen, sondern möglichst allen einen Vorteil bringen:
  1. den Autoren, die wie bisher ein angemessenes Honorar erhalten sollen;
  2. den Verlagen, die ausreichende Erlöse erzielen müssen;
  3. den Buchhändlern, die optimal in das Geschäftsmodell eingebunden sein müssen;
  4. dem Leser, der die Bücher, die ihn interessieren, finden soll.

Die bisherigen Flatrate-Angebote werben vorwiegend mit dem Preisvorteil für den Leser. Dies kann nur zu finanziellen Lasten der obigen Beteiligten gehen. Und wenn letztendlich noch die inhaltliche Qualität darunter leidet, wäre dies fatal. Es gilt, den Werteverfall des gedruckten Buchs allgemein zu verhindern!

Ich gehe davon aus, dass das Medium Buch noch lange Zeit in einem hohen Anteil als gedruckte Ausgabe verbreitet wird – auch wenn wir in Zukunft einen E-Book-Anteil von 10, 20 oder 30 Prozent erreichen können.

Also ist die Herausforderung, ein Modell zu finden, in dem die obigen Punkte mit einbezogen werden. Dies ist derzeit aber nur in Ansätzen vorhanden. Gerade der stationäre Buchhandel ist bislang noch nicht ausreichend eingebunden. Auch ist noch nicht geklärt, inwiefern die Flatrate mit der Buchpreisbindung vereinbar ist. Und, die Honorierung der Autoren muss geregelt werden.

Eine Art Ausleihe, bei der zu einem Flaterate-Preis eine bestimmte Anzahl Bücher in einem Zeitraum gelesen werden können, könnte eine  Alternative sein, wäre aber keine echte Flaterate. Sicher wird es auch unterschiedliche Ansätze im Belletristik- und Fachbuchbereich geben müssen. Es gilt also noch vieles zu klären, bis daraus ein greifbares Geschäftsmodell entsteht.
 
Insofern sehe ich Flatrates für E-Books aktuell nicht als zukunftsweisendes Geschäftsmodell. Es gilt allerdings immer – und gerade in den Zeiten des Umbruchs, in denen wir uns befinden – aufmerksam die Entwicklungen zu verfolgen und zu reagieren. Angebote für Flatrates wird es parallel zu den Kaufangeboten geben. Und daraus wird sich eine Entwicklung ergeben. Themen wie Self-Publishing werden hier eine weitere Rolle spielen. Wohin uns dies führen wird, bleibt spannend."