Meinung

Wofür braucht die Branche Prototypen?

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Gaming statt Lesen, lustvolles Buchmarketing und die neue Service-Erwartung in der Buchhandlung: Interessenten bei Prototype, dem Innovationsprojekt des Börsenvereins, über ihre Zukunftsideen.

Birte Huizing (30), Manager Digital Marketing Publishers Relations bei txtr, Berlin:

Die Buchbranche braucht Prototypen für die Veränderung durch das E-Books. Drei Dinge erscheinen mir besonders wichtig:

  • Erstens, wie gehen Verlage mit weltweit agierenden Händlern um, die sich nun auch daran machen, selbst Bücher zu verlegen? Sollte man deshalb auf Amazon als Retailer und somit auf große Gewinnumsätze verzichten? Das klingt erst einmal utopisch, wird aber in anderen Ländern durchaus überlegt.
  • Zweitens sollten wir uns über neue Buchkonzepte austauschen. Für die Generation, die mit Apps und Interaktion heranwächst, ist lineares Lesen nur eine Möglichkeit unter vielen. Kluge Konzepte für enhanced E-Books hier gefragt.
  • Drittes wird sich das Lesen in Richtung Gaming und anderer spielerischer Formen verändern. Dafür muss die Branche neue Plattformen entwickeln. Auch für die Leseförderung werden hier neue Möglichkeiten entstehen.

Sandra Thoms (35), Verlegerin Dryas Verlag, Goldfinch Verlag, Frankfurt:

Wie werden Bücher künftig Ihre Leser finden? Online, in Buchhandlungen oder werden sie Teil von etwas Anderem, zum Beispiel von Alternate Reality Games? Was werden die künftigen Aufgaben von Verlegern, Autoren, Buchhandlungen sein? Und was für Finanzierungsmodelle wird es geben? Also jede Menge offene Fragen, auf die wir im Projekt Prototype hoffentlich die eine oder andere mögliche Antwort finden.

Mathias Voigt (39), Geschäftsführer Literaturtest, Berlin:

Autoren, Buchverlage und der Buchhandel brauchen Prototypen für zukunftsträchtiges Marketing – ein Marketing, das die neuen Möglichkeiten, die beispielsweise durch das E-Book entstanden sind, sinnvoll aufgreift und lustvoll nutzt. So wollen wir das Neue befördern, ohne bewährte Strategien und Konzepte über Bord zu werfen.

Kathrin Stürmer (47), angestellte Buchhändlerin, Jena:

Technische Innovationen verändern Form und Verfügbarkeit von Content rasant. Das wirkt auf die Nutzungsgewohnheiten und Service-Erwartungen unserer Kunden zurück. Ob elektronisch oder Print, ob Bereitstellung oder Vertrieb, ob Redaktion oder Social Web – alle diese Fragen können nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. Entscheidend ist: Wie findet der Einzelne (!) genau den Content, den er sich in einer konkreten Situation wünscht (Inhalt und Form)? Welche kommerziellen Dienstleistungen ergeben sich daraus?

Anmeldung und Informationen unter www.innovation-protoTYPE.de. Anmeldeschluss ist der 10. Februar 2012. Besonders Buchhändler werden noch gesucht. An einige Teilnehmer können Teilnahmestipendien vergeben werden.

Wofür sollten Ihrer Meinung nach Prototypen für die Buchbranche entwickelt werden? Wir freuen uns über Kommentare.