APE 2012

Die Kernkompetenzen nicht verlernen

24. Januar 2012
von Börsenblatt
Die siebte Konferenz Academic Publishing in Europe (APE) in Berlin lieferte an ihrem ersten Tag eine Zustandsbeschreibung der aktuellen Enwicklungen und Herausforderungen des wissenschaftlichen Publizierens. Eine erste Zwischenbilanz: Die Wissenschaft und ihre Publikationsmodelle befinden sich weiterhin im Umbruch – aber es ist Raum für eine Verschnaufpause.

Die STM-Verlage sind mitten im Wandel, aber der Dampf ist aus dem Kessel – so die Erkenntnis von Derk Haank, CEO von Springer Science+Business Media, in seinem Eröffnungsvortrag "The Past, the Present, the Future". Die Revolution des Internets, die zum Ende der 90er Jahre die Verlage in einen Zustand aus Angst und Begeisterung versetzte, sei vorbei. Springer habe aus den technischen Möglichkeiten Geschäftsmodelle entwickelt, die von den Kunden angenommen werden. Auch die einst hitzig geführte Debatte um Open Access habe sich versachlicht, so Haank. Bei aller Begeisterung für das Gold Open Access Modell, das für einige Wissenschaften seine Berechtigung haben mag, fehlt einem Green Open Access Modell, bei dem der Zugang zu allen Inhalten nach einer festgelegten Frist gewährt werden muss, nach Haanks Auffassung jedwede Berechtigung. Green Open Access sei für die Wissenschaftler inakzeptapel und lasse die Verlage Leistungen finanzieren, die andere in Anspruch nehmen möchten, betonte Haank.

Offenheit für neue Geschäftsmodelle

Die positive Entwicklung des STM-Bereichs in den letzten Jahrzehnten darf nach Haanks Meinung nicht darüber hinwegtäuschen, dass einer Steigerung der publizierten Forschung nur marginal steigende Bibliotheksbudgets gegenüberstehen. Eine Entwicklung, die auch in Zukunft nicht aufzuhalten sein wird. Man sollte daher offen für neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten sein, sich dabei aber immer auf seine  Kernkompetenzen und den "Content" konzentrieren.

Wie sich der Content verändern könnte, lotete Jean-Claude Burgelmann in seinem Vortrag "Research and Innovation. From Web 2.0 to Science 2.0" aus. Der Druck auf die Wissenschaft – so seine These – wächst. Mit der Globalisierung ist auch eine Globalisierung des Wissens verbunden. Neue Institute und Forschungseinrichtungen erhöhen den Publikationsdruck, und Wissenschaftler finden ihre Peer-Group häufig bereits in ihren eigenen, digitalen Zirkeln. Die Veränderung, die Community-Building und Web 2.0-Technologien für das Internet insgesamt bedeuten, schlagen auch auf die Wissenschaften durch. Dazu zählt natürlich eine massive Ausweitung des Datenmaterials, der Autoren und Ergebnisse.

Michael Schneider

 

APE 2012
Die Konferenz steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Bildungsministerin Annette Schavan. Initiator und Organisator der APE ist Arnoud de Kemp (digiprimo).