Interview mit Peter Kraus vom Cleff

"Ich habe Vorlesen immer als Geschenk empfunden"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Tue Gutes und rede darüber: Ein Interview mit Peter Kraus vom Cleff, kaufmännischer Geschäftsführer der Rowohlt Verlage und Mentor des Leipziger VorleseLadens, über die Netzwerkarbeit für ein sozial engagiertes Projekt – und das Glück des Vorlesens.
Im VorleseLaden wird sozial schwächeren Kindern vorgelesen. Was hat Sie für das Leipziger Projekt eingenommen?Ich fand das Konzept des VorleseLadens so schlüssig, dass ich unbedingt helfen wollte. Leseförderung – egal, ob es nun bildungsnahe oder –ferne Schichten betrifft – ist wichtig. Und das machen die Leipziger mit unglaublich viel Herzblut.  

Sie sind in guter Gesellschaft: Zum bundesweiten Vorlesetag hat sich Bildungsministerin Schavan kürzlich mit einem Appell an die Eltern gewandt ...
Wenn Kinder nicht vorgelesen bekommen oder in ihrem Umfeld Menschen begegnen, die mit sichtlichem Vergnügen selber lesen, sondern vor der Play Station oder dem Fernseher abhängen – wie sollen sie dann Spaß am Lesen kriegen?

Was können Sie als Mentor tun?
Ich habe zunächst mein Netzwerk eingebracht und den Leipziger Initiatoren Kontakte in die Spitze des Börsenverein wie auch zu anderen Publikumsverlagen, die im Kinder- und Jugendbereich tätig sind, vermittelt. Da ging es in erster Linie um Unterstützung durch Buchspenden. Wenn man etwa der Initiative das Vorschaupaket schickt und einzelne Titel zur Verfügung stellt, ist schon viel gewonnen. Und ich habe ihnen Tipps gegeben, was man organisatorisch und in Sachen PR tun könnte. Wichtig für solche Initiativen oder jüngere Service-Clubs wie Leos (die Jugendorganisation der Lions Bewegung), Rotarct oder Round Table ist ja, dass es immer studentischen Nachwuchs gibt, um die Aktivität aufrechterhalten zu können. Gerade das verschulte Bachelor- und Masterstudium verlangt sehr viel Fleiß von den Leuten. Aber selbst in der Forschung ist es ja inzwischen unstrittig, dass Menschen, die sich für andere engagieren, glücklichere Menschen sind. Solche Erfahrungen können einen auch fürs weitere Berufsleben stärken.

Was haben Sie geraten?
Man sollte Gutes tun und darüber reden! Sonst kann so eine Initiative auch leicht verpuffen. Ich habe den Leipziger Leseladen auch im Hamburger Rotary Club vorgestellt – es wäre ja durchaus denkbar, diese Idee zu multiplizieren: So einen VorleseLaden kann man auch in anderen Städten initiieren. Eine ehemalige Mitarbeiterin von uns ist Lese-Patin, auch mit ihr habe ich über das Projekt gesprochen.

Es geht um die Schaffung von Netzwerken?
Man kann es mehrstufig sehen: Zum einen ist es die schiere Unterstützung mit Büchern. Der nächste Schritt wäre, diese Idee auch in anderen Städten zu adaptieren. Sobald man sich näher mit der Sache beschäftigt, fällt einem auf, wie viele Initiativen es in einzelnen Städten gibt, auch hier in Hamburg. Viele agieren, ohne voneinander zu wissen.

Wie halten Sie’s selbst mit dem Vorlesen?
Ich bin Vorlese-Fan und habe das immer als Geschenk empfunden. Mir ist von meinem Großvater viel vorgelesen worden, und wir haben das auch bei unseren Töchtern gemacht, die jetzt 12 und 14 Jahre alt sind. Für die Kleinere ist es immer noch so ein Kuschel-Wohlfühl-Faktor. Und wenn ich unserer großen Tochter Freitags ein Leseexemplar mitbringe, sehe ich sie erst Samstag Mittag wieder – wenn sie’s ausgelesen hat. Sie können sich vorstellen, dass es das größte Glück für einen buchbegeisterten Verlagsmenschen ist, wenn man’s geschafft hat, dass die eigenen Töchter gern lesen. 

Mehr über das Projekt VorleseLaden lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Börsenblatts.