Meinung

Wofür braucht die Buchbranche Prototypen?

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Für das Innovationsprojekt Prototype – eine Initiative von Forum Zukunft und AKEP – sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen. In einer kleinen Serie fragen wir bei Interessenten nach, wofür Prototypen in der Buchbranche entwickelt werden sollten.

Rebekka Kirsch, 25, Studentin der Buchwissenschaft und Ökonomie in Erlangen und Gründerin von LooksIntoBooks - Consulting für Verlag:

"Was ist Lesen?" ist für mich die zentrale Frage. Ein Imagewandel, eine Erneuerung, eine Renovierung der Aussage 'Ich lese ein Buch' muss her, damit auch gelesen wird, weil es cool, trendy und angesagt ist - Rettungsringe wie Harry Potter oder Twilight gibt es nicht immer.
Letzten Sommer war ich in Japan und habe dort die Buchwelt während zweier Praktika kennen gelernt. In Japan ist mir klar geworden, dass das Lesen in Deutschland nicht immer Bestandteil vom Alltag ist, dass Bücher bei uns eher schwer verdaulich, klotzig und zeitraubend sein können. Ganz im Gegensatz zu Japan – auch mit der selbstverständlichen Präsenz von Comics. Von den daraus entstehenden Möglichkeiten im Bereich E-Books, Handy-Comics und kombinierten Plattformen ganz zu schweigen."

Hermine Tasche, 44, Medienberatung, Formatentwicklung und Lektorat, Karlsbad:

"Ein oder mehrere Prototypen sollten die Beziehung zwischen Verlag/Autor und Leser gestalten. Mich treibt die Frage, wie das traditionelle Erlöskonzept 'Kopie', das durch die digitale, vernetzte Umgebung geschwächt wird, entwickelt und ergänzt werden kann. Mir schwebt ein Prototyp vor, welcher für die Organisation Verlag als auch für den Nutzer ein anregendes, verbindendes, gewinn- und nutzenorientiertes Tool bereitstellt.
Eine zentrale Frage der Branche lautet: Wie bleiben Verlage und ihre Produkte im öffentlichen Leben sichtbar und damit physisch erlebbar?"

Christian Cub, 37, Geschäftsführer der beyond print media GmbH, Essen:

"Wie können wir dem Konsumenten begreifbar machen, dass er nicht mehr das Produkt, sondern den Content auf einem Medium erwirbt? Dieses Medium kann ein Buch, ein USB-Stick oder eine Datei sein, wobei die digitale Version vom Käufer oft nicht wertgeschätzt wird. Diese Geringschätzung wird durch DRM, geschlossenen Plattformen und Formaten von der Branche forciert. Die resultierende Frage ist daher, wie der Content-Kauf der Zukunft aussieht und wie sich Verlag und Buchhandel dort wiederfinden. Wie können die Verlage das Publizieren in die unterschiedlichen Kanäle kosteneffektiv bewerkstelligen? Mit welchen Dienstleistungen schaffen sie sich eine Daseinsberechtigung gegenüber den digitalen Selbstverlegern?"

Im Projekt Prototype erarbeiten junge und alte Wilde, Vor-, Quer- und Nachdenker Lösungen für die Herausforderungen der Branche. Der Startschuss fällt auf der Leipziger Buchmesse.

Anmeldung und Informationen unter www.innovation-protoTYPE.de. Anmeldeschluss ist der 10. Februar 2012. An einige Teilnehmer können Teilnahmestipendien vergeben werden. 

Wofür sollten Ihrer Meinung nach Prototypen für die Buchbranche entwickelt werden? Wir freuen uns über Kommentare.