Die Sonntagsfrage

Welche alltäglichen Stolperfallen können Social Medians vermeiden?

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Auf der Tagung des Arbeitskreises Verlagspressesprecherinnen und- Pressesprecher am 27./28. Januar geht es einem der acht Workshops um den "Freischwimmer für Social Medians". boersenblatt.net fragte Referent Steffen Meier, Leiter des Verlagsbereichs Online im Fachverlag Eugen Ulmer, auf welche scheinbaren "Kleinigkeiten" Social Medians unbedingt achten sollten.

"Immer wieder wundern sich Kollegen, dass sie nun in Social Media-Kanälen aktiv sind, aber kaum Interaktion passiert. Man braucht Ausdauer, langen Atem, muss in Vorleistung gehen: Laut einer Untersuchung und der eigenen Erfahrungswerte sind 90 Prozent der Nutzer passiv und tragen nichts zur Belebung der Seite bei, 9 Prozent der Nutzer tragen gelegentlich etwas bei und nur 1 Prozent der Nutzer besteht aus den tatsächlich aktiven, produktiven Nutzern. Nur mit denen können Sie letztlich sinnvolle Kommunikation betreiben. Es kommt also darauf an, eine genügend große 'kritische Masse' etwa an Fans zu generieren, vor allem aber die Richtigen: die Multiplikatoren, die Influencer.

Spammen Sie nicht – und falls Sie jetzt sagen: Das würde ich nie tun, bedenken Sie, wie der User Ihre Kommunikation empfindet: Der Verlag meint, er gebe nur eine Produktinformation – und der User empfindet es als belanglose, unnütze Werbung. Sie sollten immer einen Mehrwert für die Nutzer erzeugen, zum Beispiel einen relevanten Content bieten, Hilfestellung geben, Tipps etc.

Seien Sie authentisch und agieren Sie in Social Media nicht anders als sonst in der Zielgruppenansprache. Die Nutzer merken sofort, wenn Sie besonders extrovertiert, künstlich, hip oder ähnlich daherkommen.

Ein Kardinalfehler ist immer die Auffassung, Social Media als Tummelfeld für die Werbung zu betrachten. Social Media ist kein Verkaufskanal, und Sie dürfen sich als Unternehmen bei den Plattformen auch nicht mit einem privaten Profil anmelden. Bedenken Sie: Social Media ist Kommunikation, und die User wollen nicht mit einem unpersönlichen Unternehmen, sondern Menschen kommunizieren.

Viel zu oft werden die Eigenheiten der Plattformen nicht bedacht. Beispielsweise darf es auf einer Fanseite keine Gewinnspiele geben, das widerspricht auch den Geschäftsbedingungen von Facebook und Google+. Gewinnspiele können Sie höchstens in Apps einbinden oder zu einer eigenen Seite oder Blog mit dem Gewinnspiel verlinken. Zuwiderhandlung führt im dümmsten Fall zur Sperrung der eigenen Präsenz.

Überlegen Sie genau, welche Ziele Sie sich setzen! Stellen Sie dann aber auch genügend Ressourcen und ein entsprechendes Budget bereit. Und prüfen Sie: Ist die Zielgruppe auch dort, wo ich aktiv sein möchte?

Ob Zuständigkeiten, Zugangsdaten oder Policy: Die mit Social Media befassten Kollegen müssen in die Unternehmenskommunikation und das Unternehmen eingebunden sein, sonst stehen sie gerade bei konkreten Fachfragen rasch hilflos und stumm da – und Verstummen ist das Gegenteil von Kommunikation.

Machen Sie sich nicht allein abhängig von Plattformen wie Facebook, Google + und Co., leiten Sie besser die Nutzer von den sozialen Plattformen zu Ihrer eigenen Website und zu eigenen Blogs um.

Und schließlich: Beachten Sie das Urheberrecht – viele Kollegen lassen alle gewohnte Sorgfalt fahren, wenn es ins Netz geht. Da werden etwa hemmungslos Fotos 'ausgeliehen', was böse Folgen haben kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann sich weder ein Verlag noch eine Buchhandlung leisten."

  

Der Workshop "Freischwimmer für Social Medians" mit Steffen Meier findet im Rahmen der AVP-Tagung am 27. und 28. Januar in Mainz statt. Nähere Informationen zur Tagung finden Sie unter http://www.avp-netzwerk.de/