Kommentar zur edition suhrkamp digital

Schlankheit verbindet

17. November 2011
von Börsenblatt
Wie viele Seiten muss ein Textkonvolut haben, damit es Buch heißen kann?, fragt Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann in seinem Kommentar zur edition suhrkamp digital. 

Ein Bestseller dieses Jahres war ganze 32 Seiten dick, davon 15 Seiten Haupttext, drei Seiten Fußnoten, vier Seiten Nachwort, der Rest, nun ja, das war der Rest. Stéphane Hessels Aufruf "Empört euch!", zunächst in Frankreich Diskussionsstoff, erschien im Februar bei Ullstein und wurde bisher fast eine halbe Million Mal verkauft. Vom Erfolg beflügelt, druckt der Verlag seither in loser Folge schmale Bücher unter dem Label "Streitschriften".

Auch der Suhrkamp Verlag bringt jetzt, ähnlich wie Ullstein, nur konzeptionell ehrgeiziger, Bücher heraus, die ihre Schlankheit verbindet. Die Reihe, die dazu aufgelegt wurde, heißt: edition suhrkamp digital. Wie der Name deutlich macht, sind die Bände thematisch nah bei der altbekannten edition suhrkamp. Das Neue ist der Zusatz: "digital". Und der wiederum verweist womöglich erst auf den zweiten Blick auf das Hauptsächliche. Denn mit "digital" verbindet sich hier nicht das Beschreiten neuer Vertriebswege, obschon alle Bände parallel als E-Books angeboten werden. 

Das Hauptsächliche ist der Bezug auf die Inhaltswelt des Internets – nicht defensiv, sondern offensiv, nicht konfrontativ, sondern affirmativ. Namensgebend ist also die programmatische Idee: Ins Buchformat gebracht werden soll eine Diskurskultur, deren Stärke die Aktualität ist, das rasche Reagieren. Texte, die Anstoß nehmen und geben – und das kurz und knapp. Die Absatzzahlen werden zeigen, wie nah man damit am Puls der Zeit ist.